Peru – 2025

Fleckviehzucht in Peru klar im Aufschwung

Im Sommer bot sich für mich, Thomas Bacher von der Rind Steiermark und von GENOSTAR, eine außergewöhnliche Gelegenheit: Ich wurde eingeladen, Zuchtrinder auf Schauen in Peru, Südamerika, zu richten. Ziel der Veranstalter war es, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Rasse Fleckvieh vor Ort einschätzen zu lassen und ein fundiertes fachliches Resümee aus europäischer Sicht zu erhalten.

Im Juni war ich in Cutervo im Einsatz, im Juli folgte Cajamarca, beides im Nordwesten Perus, wo ich auf den Rinderschauen als Preisrichter tätig war und fachliche Impulse einbrachte.

Bei beiden Reisen war es allen Beteiligten ein großes Anliegen, bestehende Kunden von „GeneticAustria Peru“ sowie potenzielle Neukunden zu besuchen. Im Zentrum der Gespräche standen Themen wie FleckScore, Anpaarungsstrategien und allgemeine Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Rinderzucht.

Zucht-Highlight in Cutervo

Die Anreise nach Cutervo war lang und intensiv: Auf einen zweistündigen Flug von Lima folgte eine rund 6,5-stündige Autofahrt bis zum Messegelände. Auf der Fahrt konnte ich einen ersten Eindruck von den örtlichen Landschafts- und Weidebedingungen gewinnen. In Peru werden Rinder ganzjährig auf Weiden gehalten, wodurch sich die Fütterung vergleichsweise einfach gestaltet.

Die Präsenz auf Rinderschauen hat für die Betriebe einen hohen Stellenwert. So wurden auf der Messe in Cutervo an zwei Ausstellungstagen rund 300 Tiere präsentiert. Am ersten Tag fand das Preisrichten der nicht registrierten Rinder statt – die Qualität der Siegertiere war dabei beachtlich. Am zweiten Tag folgte der Hauptbewerb für Herdebuchtiere der Rasse Fleckvieh. Die Rinder in dieser Region zeigen einen feinen, korrekten Knochenbau, trockene Sprunggelenke und überzeugende Euterqualität. Es ist deutlich erkennbar, dass diese Population genetisch eng an das Zuchtwertschätzsystem AT/DE/CZ angebunden ist. Grand Champion wurde eine SALOMO-Tochter in der dritten Laktation. Sie beeindruckte durch ihre außergewöhnliche Harmonie im Körperbau, feine Gliedmaßen, ein korrekt gewinkeltes Fundament und vor allem durch ein überragendes Euter – mit exzellenter Länge, idealer Strichplatzierung und -stellung sowie einem auffallend breiten und hohen Schenkeleuter.

Hohe Tierqualität in Cajamarca

Das Ziel der zweiten Reise war die Messe in der Region Cajamarca. Auch hier wurden Zuchtbetriebe besucht und die Produktionsbedingungen analysiert. Dabei zeigte sich: Fleckvieh bewährt sich sowohl in Küstennähe bei Lima als auch in den Höhenlagen der Anden. Beispielsweise wurden Betriebe auf über 3.500 m Seehöhe besucht – und auch hier passen sich Fleckvieh und Fleckvieh-Kreuzungen hervorragend an die lokalen Gegebenheiten an. Besonders wichtig für den südamerikanischen Markt ist die Verfügbarkeit von weiblich gesextem Sperma.

Die Ausstellung in Cajamarca überzeugte durch eine nochmals gesteigerte Tierqualität. Besonders herausragend war der Betrieb Rosemberg, der im Grand Champion-Line-Up sechs der verbliebenen acht Tiere stellte. Wie bereits einen Monat zuvor in Cutervo gewann auch hier die SALOMO-Tochter in der dritten Laktation den Grand Champion-Titel. Reservechampion wurde eine GS WOIWODE-Tochter vom Betrieb Ing. Otto Rosemberg.

Ing. Otto Rosemberg, Hauptvertreter von „geneticAustria Peru“ (2. v. l.) mit seiner Familie und Thomas Bacher (3. v. l.)

Champion der Stiere in Cutervo (V: GS Der Beste)

Champion der Stiere in Cutervo (V: GS Der Beste)

Grand Champion der Messen in Cutervo und in Cajamarca wurde die SALOMO-Tochter im Bild in der dritten Laktation

Junior Champion (V: GS Der Beste) von Familie Rosemberg

Der Stellenwert der Landwirtschaft in Peru wurde auch am Siegerpreis für den besten Ausstellerbetrieb deutlich: Ing. Otto Rosemberg erhielt für die höchste Punkteanzahl als Hauptpreis einen Allradtraktor mit 50 PS – ein außergewöhnlicher Preis, bedenkt man, dass viele Betriebe in Peru keinen eigenen Traktor besitzen.

Rinderzucht im Aufwind

Ergänzend zur Messe fand ein Workshop für Agraringenieure und Landwirte zum Thema „FleckScore – Klassifikationssystem in der Fleckviehzucht und sein Zusammenhang mit der Nutzungsdauer“ statt. Nach einem theoretischen Teil am Vormittag folgte am Nachmittag eine Praxiseinheit inklusive korrekter Präsentation der Tiere im Schauring.

Insgesamt war es eine sehr wertvolle Erfahrung, die peruanische Landwirtschaft, Zuchtphilosophie und regionalen Gegebenheiten näher kennenzulernen. Die Rinderzucht – insbesondere mit der Rasse Fleckvieh – ist in Südamerika klar im Aufschwung. Wir wünschen allen Beteiligten weiterhin viel Erfolg und stehen gerne beratend zur Seite.

Ein besonderer Dank gilt geneticAUSTRIA sowie „geneticAustria Peru“ für die wertvolle Unterstützung vor Ort. Ing. Otto Rosemberg gebührt höchste Anerkennung für seine Pionierarbeit im Aufbau der Rasse Fleckvieh in Peru und für seinen unermüdlichen Einsatz als Vertreter von „geneticAustria Peru“. Ebenso möchten wir uns herzlich bei Ing. Joe Charly Mantilla Olivia bedanken, der mit großem Engagement als Übersetzer, Anpaarungsberater und Botschafter der Rasse Fleckvieh in Peru tätig ist. Ohne diesen Einsatz wäre die erfolgreiche Entwicklung der Fleckviehzucht in dem südamerikanischen Land in dieser Form nicht möglich.

Autor: Thomas Bacher, Rind Steiermark und GENOSTAR