Der Burgenländische Rinderzuchtverband feierte am 29. Oktober 2025, im Zuge einer Jubiläumsgeneralversammlung, sein 100-jähriges Bestandsjubiläum. Zu diesem feierlichen Anlass konnte Obfrau Beatrix Schütz auch zahlreiche Ehrengäste begrüßen – unter ihnen LH-Stellvertreterin Anja Haider-Wallner, Landwirtschaftskammer-Präsident DI Niki Berlakovich, den Obmann der Rinderzucht Austria ÖR Ing. Thomas Schweigl, den Obmann von Fleckvieh Austria Ing. Sebastian Auernig sowie viele andere Ehrengäste aus nah und fern.
Seit über 100 Jahren ist der Burgenländische Rinderzuchtverband als eingetragene Genossenschaft für den Aufbau und die ständige Weiterentwicklung der burgenländischen Rinderzucht und Lebensmittelproduktion in den bäuerlichen Familienbetrieben verantwortlich.
Obfrau Trixi Schütz, Obmannstellvertreter Holstein Austria Anton Neuhold, Obmann Fleckvieh Austria Ing. Sebastian Auernig, Vorsitzender LKV Austria Ing. Andreas Täubl, Obmannstellvertreter BRZV Maximilian Weber (v. l. n. r.)
Konsequente Zucht auf gesunde, leistungsstarke Tiere
Durch die Erstellung sowie die ständige Anpassung von geeigneten Zucht- und Gesundheitsprogrammen wurde seit der Gründung immer mit besonderer Rücksichtnahme auf Umwelt, Tiergesundheit und Tierwohl mit aller Konsequenz versucht, gesunde, leistungsstarke Zuchttiere und Lebensmittel zu produzieren.
Ein ganz besonderes Anliegen der Verantwortlichen in der 100-jährigen Geschichte der Rinderzucht im Burgenland war es stets, die Zuchtarbeit in bäuerlicher Hand zu behalten und diese nicht, so wie in anderen landwirtschaftlichen Bereichen schon lange zuvor geschehen, an riesige, alles kontrollierende Agrarkonzerne zu verlieren.
Einst und heute
Im Burgenland gibt es derzeit 316 Rinderhalter, die 15.860 Rinder, davon 2.998 Milchkühe, halten. Über 85 Prozent davon werden im Burgenländischen Rinderzuchtverband züchterisch und hinsichtlich Qualitäts- und Nahrungsmittelsicherheit betreut.
Begonnen hat alles vor 100 Jahren. Am 14. Februar 1925 wurde im Sitzungssaal der Gemeinde Oberschützen die Gründungsversammlung des Verbandes der burgenländischen Fleckviehzuchtgenossenschaften abgehalten. Gründungsmitglieder waren fünf Viehzuchtgenossenschaften mit 324 Mitgliedern und 710 Herdebuchkühen.
GF Ing. Johannes Lehner beim Rückblich auf 100 Jahre Rinderzucht im Burgenland
Aufbau einer Leistungskontrolle, Tierkennzeichnung und Einrichtung einer Zuchtviehvermittlungsstelle waren die ersten Aufgaben des neuen Verbandes. Weiters wurde ein der damaligen Zeit angepasstes Zuchtprogramm mit einem dementsprechenden Zuchtziel erstellt. Die Durchschnittsleistung der kontrollierten Kühe lab 1925 bei 2.125 Kilogramm Milch mit 3,65 Prozent Fett. Allerdings wurden damals noch über 70 Prozent der Kühe eingespannt und zu Arbeitsleistungen herangezogen. Die Leistungskriterien waren also total andere als in der heutigen Zeit.
1931 wurde der bisher als Verein organisierte Verband der burgenländischen Fleckviehzuchtgenossenschaften aufgelöst und als Genossenschaft mit beschränkter Haftung unter dem Namen „Burgenländischer Fleckviehzuchtverband“ neu gegründet. Über 30 Viehzuchtgenossenschaften aus dem gesamten Burgenland waren bereits Mitglied geworden.
Während des Zweiten Weltkrieges, wo das Burgenland aufgelöst war, wurden die Interessen der burgenländischen Fleckviehzüchter, bis zur Wiedergründung 1947, vom Fleckviehzuchtverband Steiermark wahrgenommen.
Nach Aufbauarbeit folgte Aufschwung
In den ersten Nachkriegsjahren mühten sich Vorstand und Geschäftsführung mit dem Neuaufbau des Verbandes ab, welcher Mitte der 50er-Jahre im Wesentlichen abgeschlossen war. Mit der Normalisierung der Lage wurde im Burgenländischen Fleckviehzuchtverband eine ungewöhnliche Aktivität entfaltet. Die alten Markthallen in Oberwart hatten den Anforderungen keineswegs entsprochen und es musste ein völlig neues Konzept entworfen werden. 1952 erfolgte der Beschluss zur Errichtung einer Versteigerungshalle in Oberwart, welche noch im selben Jahr der Benützung zugeführt wurde.
Nun erlebte auch der Zuchtviehabsatz einen enormen Aufschwung, sodass das anfallende Zuchtvieh bald nicht mehr im Inland abgesetzt werden konnte. Es mussten neue Märkte gefunden werden, wobei sich Italien als einer der wichtigsten Abnehmer entwickelte. Zuchtviehlieferungen gingen aber auch nach Jugoslawien, Spanien, Ungarn, Rumänien, Griechenland, Deutschland, Polen, CSSR, UdSSR, Sambia, Mosambik und Angola. Zuchtviehexporte in viele Länder Nordafrikas, Asien und Europas sind bis heute ein wichtiger Bereich der burgenländischen Zuchtviehvermarktung.
Im Jahr 2000 wurde die bereits in die Jahre gekommene Versteigerungsanlage, aus Stadtentwicklungsgründen aus der Oberwarter Innenstadt an den Stadtrand ausgesiedelt und zu einem Rinderkompetenzzentrum ausgebaut. In weiterer Folge wurde dem Verband auch die züchterische Anerkennung für alle im Burgenland angesiedelten Rinderrassen zugesprochen und dementsprechend der Name der Genossenschaft auf „Burgenländischer Rinderzuchtverband eGen“ geändert.
Strukturwandel nach EU-Beitritt
Nach dem EU-Beitritt Österreichs kam es in der burgenländischen Rinderzucht zu einem gewaltigen Strukturwandel. Viele Klein- und Mittelbetriebe haben die Rinderhaltung aufgegeben. Die verbleibenden Betriebe wurden modernisiert und sind ständig gewachsen und größer geworden, um auch in der EU weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. So hat sich trotz sinkender Betriebszahlen die durchschnittliche Kuhzahl pro Betrieb von 2,19 (1925) über 5,15 (1975), 9,8 (1995) auf 44,8 im Jahr 2025 ständig erhöht.
Durch das Qualitätssicherungssystem „Leistungsprüfung“ und durch jahrzehntelange, konsequente Zuchtarbeit ist es gelungen, das „kleine“ Burgenland sowohl bei den Leistungsmerkmalen als auch genetisch in der Rinderzucht an die Spitze der österreichischen Zuchtverbände zu bringen. Seit 2012 nehmen auch die burgenländischen Rinderzuchtbetriebe am Qualitätssicherungsprogramm der AMA teil. Alle bei der amtlichen Leistungsprüfung erhobenen Daten werden dabei unter dem Dach des AMA Gütesiegels dokumentiert und ausgewertet.
Erfolgreiche Zuchtarbeit – Besamungsstiere aus dem Burgenland
Modernes Dienstleistungsunternehmen
100 Jahre bedeuten auch ständige Veränderungen, ständige Anpassung und laufende Weiterentwicklung. All diese Herausforderungen hat die burgenländische Rinderzuchtgenossenschaft stets mit höchster fachlicher Kompetenz gemeistert und sich so zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen entwickelt. Was aber seit der Gründung 1925 geblieben ist, ist die Idee, gesunde, leistungsstarke und qualitativ hochwertige Rinder in einer ausgewogenen lebenswerten Umwelt zu züchten!
Autor: Ing. Johannes Lehner, GF Burgenländischer Rinderzuchtverband eGen









