8. Deutsche Fleckviehschau

Sieger-Gene in Miesbach

Nach neunjähriger Pause fand endlich wieder eine Deutsche Fleckviehschau statt. Für Reinhard Scherzer war die Schau in Miesbach der krönende Abschluss seiner großen Preisrichterkarriere. Vor allem die älteren Fleckviehkühe beeindruckten ihn nachhaltig.

Die 4 Bundessiegerkühe der 8. Deutschen Fleckviehschau in Miesbach

Die 4 Bundessiegerkühe der 8. Deutschen Fleckviehschau in Miesbach

Nach langer Vorbereitungszeit hieß es am Samstag, den 23. und Sonntag, den 24. September Vorhang auf für eine Auswahl der besten und schönsten deutschen Fleckviehkühe. Die lang ersehnte 8. Deutsche Fleckviehschau lockte laut dem Veranstalter, der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Rinderzucht- und Besamungsorganisationen (ASR), rund 4000 Besucher nach Miesbach und bescherte der Fleckviehgemeinde ein unvergessliches Wochenende. Nicht nur aus dem gesamten Bundesgebiet, sondern auch aus dem Ausland, wie Österreich, Italien, Tschechien und sogar Südamerika waren viele Gäste angereist, um sich über den aktuellen Stand der deutschen Fleckviehzucht zu informieren. Betriebsbesuche, wie zum Beispiel bei Familie Kiening in Rottach-Egern oder ein Abstecher zur Naturkäserei Tegernseer Land gehörten ebenfalls dazu.

Als Preisrichter konnte der bekannte und beliebte Kärntner Reinhard Scherzer gewonnen werden, für den – mit seiner Tochter Edina als Ringfrau – an diesem Tag „ein Traum in Erfüllung ging“, wie er in seiner emotionalen Dankesrede den Besuchern mitteilte. Gleichzeitig war es für ihn der krönende Abschluss einer spannenden und erfolgreichen Preisrichterkarriere. „Ich habe in den vergangen 20 Jahren viele Tierschauen richten dürfen und ich habe alles gesehen und gesagt und freue mich nun, in Zukunft neben Ihnen sitzen zu dürfen, um die Schauen verfolgen zu können“, gab er bekannt.

Rund 110 Kühe aller Altersklassen traten im Wettbewerb an, von der Jungkuh bis zur verdienten Dauerleistungskuh mit elf Abkalbungen. 17 Gruppen- sowie acht Klassenentscheide und schließlich vier Wahlen zum Bundessieger 2023 galt es vorzunehmen.

Jungkühe

Die Siegerkuh in der Klasse der frischmelkenden Jungkühe fand Scherzer in der EX MACHINA-Tochter GINA, eine Vertreterin der bekannten und züchterisch erfolgreichen G-Kuhfamilie der Familie Pilz aus Kallmünz. Sie passte perfekt in das Bild, das Scherzer von einer Fleckviehjungkuh sehen möchte. Frisch, gut in der Bewegung, mittelrahmig und natürlich mit allerbestem Fundament und Euter. Den Reserveklassensieg holte sich die in der Gruppe hinter GINA 1b-platzierte GABRIOLA (V: Zeiger) vom Betrieb Keller in Allmendingen, die damit einen für die baden-württembergische Delegation äußerst erfolgreichen Tag einläutete.

Zum Klassenentscheid der altmelkenden Jungkühe traten 21 Kühe in drei Gruppen an. In der ersten Gruppe konnte sich die sehr korrekte, elegante sowie rahmige VIRGINIA-Tochter BEAUTY vom Betrieb Walser aus Eurasburg durchsetzen. Sie wurde auch Klassensiegerin vor der bestens präsentierten, bewegungs- und euterstarken VLUTLICHT-Tochter AMSEL vom Betrieb Fohrer aus Feuchtwangen.

Damit stand auch schon der erste Entscheid um den Bundeschampion jung an. Mit der „Spezial-Jungkuh“ GINA setzte Scherzer einer sehr ausgeglichenen im besten Doppelnutzungstyp stehenden Jungkuh die „Krone“ auf und der erste große Titel ging damit in die Oberpfalz. Zum Bundesreserveschampion der Jungkühe machte er Walsers VIRGINIA-Tochter BEAUTY.

Bundessiegerin Jung – GINA – V: EX MACHINA – B: Pilz, Kallmünz – RZV-Oberpfalz

Bundessiegerin Jung – GINA – V: EX MACHINA – B: Pilz, Kallmünz – RZV-Oberpfalz
Obmann Sebastian Auernig überreichte die von Fleckvieh Austria gespendete Ehrenglocke an den Betrieb Pilz.

Bundesreservesiegerin Jung – BEAUTY – V: VIRGINIA – B: Walser, Eurasburg – ZV Weilheim

Mittlere Kühe

Bei den mittleren Kuhklassen, die immer stärker und einheitlicher wurden, fiel es Scherzer dann zunehmend schwer, die besten Kühe ausfindig zu machen. Doch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und blieb auch seiner Linie treu. „Diese Tiere zeigen unverkennbar, was unsere Doppelnutzungsrasse alles zu leisten im Stande ist.“

Für die Entscheidung zum Bundeschampion traten 16 Zweitkalbskühe und 14 Drittkalbskühe in insgesamt 4 Gruppen an. Als Klassensiegerin der Zweitkalbskühe setzte sich zunächst die MALAGA Pp*-Tochter MALI Pp* von Martin Bosch aus Ballendorf in Baden-Württemberg durch, „sie passt bestens ins gesuchte Schema“, meinte Scherzer. Klassenreservesiegerin wurde die oberfränkische, sehr jugendliche HARLEY-Tochter LISA von Gerhard Schmidt aus Pegnitz.

Das beste Gesamtpaket bei den Drittkalbskühen fand er in der kraftvollen MIAMI-Tochter MIRACLE von der Bgm. Leitersbuch aus Berghülen. „Eine Kuh, die ich nicht mehr vergessen werde und als Bild für die Stärken unserer Rasse abgespeichert habe“, betonte Scherzer. Mit diesem Seitenbild wurde die baden-württembergische MIRACLE Klassensiegerin und am Ende auch Bundeschampion mittel vor der bestens präsentierten VILLEROY-Tochter HOFFNUNG vom mittelfränkischen Betrieb Hüttner aus Wassertrüdingen, die durch viel Breite und Tiefe sowie ein gut ausgeprägtes stabiles Fundament ins Auge stach und damit sowohl Klassenreservesiegerin als auch Bundesreservechampion mittel wurde.

Bundessiegerin Mittel – MIRACLE – V: MIAMI – B: BG Leitersbuch, Berghülen – RBW

Bundessiegerin Mittel – MIRACLE – V: MIAMI – B: BG Leitersbuch, Berghülen – RBW

Bundesreservesiegerin Mittel – HOFFNUNG – V: VILLERROY – B: Hüttner, Wassertrüdingen – RBW

Bundesreservesiegerin Mittel – HOFFNUNG – V: VILLERROY – B: Hüttner, Wassertrüdingen – ZV Franken

Senior-Kühe

„Bei den Kühen mit vier und fünf Kalbungen wollen wir schon sehen, was die Kühe können, und sie sollen uns helfen ein Betriebseinkommen zu erwirtschaften“, betonte Scherzer. Eine Kuh mit „Sieger-Gen“ fand er mit der HOOD-Tochter PHÖNIX vom Betrieb Böhm im oberfränkischen Aufsess. „Sie hat mich vom ersten Betreten des Schauringes gefangen genommen“, erläuterte er seine Entscheidung für diese kraftvolle, ausdrucksstarke Kuh, die vor der euter- und fundamentstarken HUTILL-Tochter PRISKA von der Stier Schönenberg GbR aus Untermünkheim in Baden-Württemberg lief. Diese beiden Kühe machten schließlich auch den Klassen- und den Klassenreservesieg unter sich aus.

Fehlten noch die Kühe mit fünf Abkalbungen. „Obwohl die Kühe älter werden, werden sie noch imposanter und zeigen, obwohl voll in der Produktion stehend, keine Verbrauchserscheinungen, lobte der Preisrichter die typvollen Kühe, die am Ende von der körper- und euterstarken sowie mit bestem Fundament ausgestatteten MANUAP-Tochter USCHINA von Albert Schausbreitner aus dem oberbayerischen Eiselfing angeführt wurden. Der Klassenreservesieg ging an den Qnetics-Betrieb Gabriel Heister aus Kirchain in Hessen mit seiner großrahmigen HUTERA-Tochter RAMONA.

Beim Bundesentscheid um die beste ältere Fleckviehkuh führte für Scherzer dann kein Weg an der bestens präsentierten HOOD-Tochter PHÖNIX vorbei und der Titel ging nach Oberfranken. Reservechampion wurde die MANUAP-Tochter USCHINA.

Bundessiegerin Senior – PHOENIX – V: HOOD – B: Böhm, Aufsess – RZV-Oberfranken

Bundesreservesiegerin Senior – USCHINA – V: MANUAP – B: Schausbreitner, Eiselfing – ZV Mühldorf

Dauerleistungskühe

Am Nachmittag stand der letzte Höhepunkt auf dem Programm, das Richten der Dauerleistungskühe. 21 Kühe mit sechs bis elf Abkalbungen stellten sich dem Preisrichter. Den Ring der Kühe mit sechs Abkalbungen konnte die vitale und harmonische POLAROID-Tochter LINETH vom Betrieb Mosandl aus Ottmaring für sich entscheiden. Eine in der letzten Zeit erfolgreiche Schaukuh aus Baden-Württemberg dominierte schließlich auch die Gruppe der Kühe mit sieben Abkalbungen, für die es in Summe viel Lob vom Preisrichter gab. Aber an der VALOT-Tochter LARISSA von Josef Hilsenbek führte auch kein Weg vorbei. „Eine stabile Kuh, eine beeindruckende Ausnahmekuh“, lobte Scherzer. Im Klassenentscheid lag LARISSA dann vor Mosandls LINETH.

Zum letzten Klassenentscheid kamen zunächst fünf Kühe mit acht Abkalbungen in die Schauarena. Darunter die schon im Vorfeld hoch gehandelte RAVE-Tochter NAOMI von Franz Vordermayer aus dem oberbayerischen Riedering. Die Tochter der ZLF-Siegerin aus dem Jahr 2012, der WAL-Tochter NIXE, enttäuschte nicht und setzte sich, obwohl altmelkend, als Modell für eine Altkuh, „die aussieht wie eine Junge“, an die Spitze der Gruppe.

Konkurrenz ließ nicht lange auf sich warten, denn im letzten Gruppenentscheid, „dem schwersten“ wie Scherzer betonte, stand mit ZORA von der Aischland Milch GbR in Weikersheim, Baden-Württemberg eine enorm starke, geschlossene VALOT-Tochter mit neun Kalbungen an der Spitze ihrer Gruppe. Angesichts dieser Qualität könne man durchaus „ein neues Zeitalter“ ausrufen und bestätigte damit den Preisrichter der österreichischen Bundesschau im September 2022 Josef Zieglgänsberger, der in ähnlicher Weise dort von den alten Fleckviehkühen schwärmte. Im Klassenentscheid stand dann NAOMI vor ZORA.

Bei der Vergabe des Preises für den Bundeschampion stellte Scherzer dann die enorm jugendliche NAOMI vor die kapitale LARISSA. Somit ging der letzte Bundeschampiontitel zur großen Erleichterung der heimischen Züchter nach Oberbayern ins Miesbacher Verbandsgebiet, dem Ursprungsgebiet der deutschen Fleckviehzucht.

Bundessiegerin Dauerleistung – NAOMI – V: RAVE – B: Vordermayer, Riedering – ZV Miesbach

Bundessiegerin Dauerleistung – NAOMI – V: RAVE – B: Vordermayer, Riedering – ZV Miesbach

Bundesreservesiegerin Dauerleistung – LARISSA – V: MANUAP – B: Hilsenbek, Ellwangen – RBW

Bundesreservesiegerin Dauerleistung – LARISSA – V: MANUAP – B: Hilsenbek, Ellwangen – RBW

Scherzer zeigte sich noch einmal überwältigt, was man in den letzten 30 bis 40 Jahren in der Fleckviehzucht alles erreicht habe. „Es ging mir immer darum, für die Bauern und nicht für irgendeine Schau zu richten. Ich hoffe, das ist mir heute wieder gelungen.“ Der Geschäftsführer der ASR, Dr. Johann Ertl, sprach angesichts des Abschieds von Scherzer von „einem emotionalen Höhepunkt des Fleckviehfestes“. Und gratulierte allen Schaubeschickern zur Teilnahme und den Züchtern der Siegertiere zu diesem Erfolg. „Wir danken zudem allen Mitarbeitern, Helfern und Förderern, die diese 8. Deutsche Fleckviehschau überhaupt erst möglich gemacht haben“, so Ertl.

Jungzüchterwettbewerb

Neben dem FleckScore-Weltcup ging es auch für die Jungzüchter bereits am Nachmittag mit ihrem Wettbewerb los. Aus sechs Gruppen wählten die Tiroler Preisrichter Hannes Neuner und Hannes Pfister jeweils die Typ- und Showmanship-Sieger aus.

Am späteren Abend starteten zunächst die zwölf besten Vorführer ins Finale, um ihren Showmanship-Champion zu küren. Mit einer durch und durch starken Leistung setzte sich schließlich Regina Hirschvogel aus Uffing vom Weilheimer Jungzüchterclub an der Spitze durch. Nur knapp dahinter der Baden-Württemberger Max Hartmann aus Aichstetten, der ebenfalls enorm konzentriert arbeitete. Mit seiner ZAFON-Tochter MIRA gelang ihm im Anschluss erneut ein Treffer. Das schöne, korrekte Rind wurde von Hannes Neuner aus ebenfalls zwölf Tieren als Typ-Champion herausgestellt. Über den Reservechampiontitel im Typwettbewerb durften sich die Oberfränkischen Jungzüchter freuen. Annalena Opel aus Mistelbach, Lkr. Bayreuth, stellte das elegante, mit besten Verbindungen ausgestattete HURLY-Rind UNA vor.

Die Bundessieger im Typbewerb der Jungzüchter mit den Preisrichtern Hannes Neuner und Hannes Pfister aus Tirol

Nachzuchten

Die Besamungsstationen hatten sich ebenfalls mächtig ins Zeug gelegt und insgesamt sechs Nachzuchtgruppen mit jeweils fünf Tieren vorbereitet. Die Eurogenetik stellte rundum starke Töchter ihres Top-Vererbers MCGYVER aus. Die Bayern-Genetik hatte Töchter im besten Doppelnutzungstyp ihres mischerbig hornlosen VIDI Pp* dabei. Eine enorm einheitliche Gruppe präsentierte der Zweckverband in Greifenberg mit den MERCEDES Pp*-Töchtern.

Die VIRGINIA-Töchter von CRV zeigten dann auch am Sonntag im Schauwettbewerb ihre Klasse. Eine starke Gruppe der aktuellen Nummer 1 der nachkommengeprüften Bullen ZEIGER hatten die Höchstädter, jetzt schon unter neuem Namen RiVerGen, im Gepäck.

Die Oberfranken aus Wölsau zeigten mit den VALVERDE Pp*-Töchtern ebenfalls, was bei den Hornlosen in Bezug auf Leistung und Exterieur möglich ist. VALVERDE stammt aus dem gleichen Kuhstamm wie MERCEDES Pp*, der seinen Ursprung im Pfaffenhofener Zuchtgebiet hat und in diversen Betrieben in Deutschland und Österreich erfolgreich weiterentwickelt wird. Alle Bullenzüchter wurden im Anschluss für ihre erfolgreiche Zuchtarbeit von den jeweiligen Stationen ausgezeichnet.

Nachzuchtgruppe MCGYVER, BVN

Nachzuchtgruppe VIRGINIA, CRV

Nachzuchtgruppe VIRGINIA, CRV

Nachzuchtgruppe MERCEDES Pp, BS GREIFENBERG

Nachzuchtgruppe ZEIGER, RIVERGEN

Nachzuchtgruppe ZEIGER, RIVERGEN

Nachzuchtgruppe VIDI Pp, BAYERN GENETIK

Nachzuchtgruppe VIDI Pp, BAYERN GENETIK

Nachzuchtgruppe VALVERDE Pp, BG WÖLSAU

Nachzuchtgruppe VALVERDE Pp, BG WÖLSAU

Eliteauktion

Eine kleine Eliteauktion rundete den Abend ab. Unter den Hammer kamen ein hochtypisiertes Jungrind und sieben hoffnungsvolle Jungvererber. Die Preisspitze bildete ein 10,5 Monate alter SENATOR-Jungbulle (MV: Zeiger) aus der Zucht der Busch GbR aus Heidenheim. 33 500 Euro ließ sich die Eurogenetik den jungen Bullen kosten. Das weibliche, mischerbig hornlose Rind mit Abstammung HOKUSPOKUS x MASASI und GZW 138 wurde für 6.800 Euro zugeschlagen.

Autoren: Max Riesberg und Ariane Haubner, Rinderzucht Fleckvieh
Alle Fotos: Ariane Haubner, Rinderzucht Fleckvieh

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Obmann Sebastian Auernig