Australischer Milchviehbetrieb setzt auf Fleckvieh

„Nie zurückgeblickt“

Familie McCarthy aus Coragulac im südostaustralischen Bundesstaat Victoria hat vor fast zehn Jahren eine richtungsweisende Entscheidung getroffen: Statt weiterhin auf Holstein zu setzen, stellten sie ihre gesamte Milchviehherde konsequent auf Fleckvieh um – mit Erfolg.

„Unsere Holstein-Kühe waren sehr leistungsstark, aber bei der Fruchtbarkeit und Gesundheit stießen wir immer wieder an Grenzen“, erklärt Luke McCarthy. „Wir hatten damals noch nie von Fleckvieh gehört, doch nach intensiver Recherche entschieden wir uns für einen vollständigen Wechsel – und haben es nie bereut.“

Luke und Mark McCarthy, Coragulac, Australien

Luke und Mark McCarthy aus Coragulac im Südosten Australiens setzten Fleckvieh-Genetik in ihrer Milchviehherde ein, um Fruchtbarkeits- und Gesundheitsprobleme zu beheben. Foto: farmonline.com

„Fleckvieh ist die weltweit zweitgrößte Milchrinderrasse, aber in Australien kaum verbreitet“, sagt Luke. „Wir dachten, wenn sie weltweit funktioniert, könnte sie auch bei uns passen.“ 2016 wurden die ersten Holstein-Kühe mit Fleckvieh-Stieren besamt, ein Jahr später standen die ersten Kälber auf der Weide. Heute ist die 650-köpfige Herde zu über 50 Prozent von Fleckvieh-Genetik geprägt. Ziel ist eine reinrassige Fleckviehherde. Auf dem 365 Hektar großen Betrieb – plus 80 Hektar Pachtfläche für Jungvieh und Futterproduktion – arbeitet Luke mit seinem Bruder Mark und den Eltern Shane und Anne.

Mehr Gesundheit, höhere Fruchtbarkeit – und wirtschaftlicher Mehrwert

Besonders beeindruckt ist die Familie von den gesundheitlichen Vorteilen der Rasse. Die Zellzahlen liegen konstant unter 100.000, Mastitisfälle sind seltener geworden, der Antibiotikaeinsatz hat sich reduziert. Die Fruchtbarkeit der Herde hat sich ebenfalls deutlich verbessert: Während die Trächtigkeitsrate 2014 noch bei 70–75 Prozent lag, liegt sie heute bei beachtlichen 87 Prozent.

Auch die Kälber überzeugen: Sie sind vitaler, robuster und erzielen deutlich höhere Preise. Einige Fleckvieh-Kälber wurden im Alter von nur fünf Tagen für bis zu 720 australische Dollar verkauft – doppelt so viel wie für Holstein-Kälber. „Die Nachfrage nach unseren Kälbern ist enorm – insbesondere von regionalen Weidemastbetrieben für die Ochsenproduktion“, berichtet Luke McCarthy.

Leistung ohne Kompromisse

Entgegen aller Erwartungen blieb die Milchleistung nach der Umstellung konstant. 2024 lag die durchschnittliche Laktationsleistung bei 9.292 Litern pro Kuh – mit 396 kg Fett und 316 kg Eiweiß in 325 Tagen.

Die Milchviehherde wird täglich mit einer Mischration aus Maissilage, Grassilage, Luzerne, Wickenheu und Stroh gefüttert, und zwar fünf bis sechs Monate im Jahr auf einer befestigten Futterstelle. Die Ration wird reduziert, sobald Weideland verfügbar ist.

Zwei Mal am Tag werden die Tiere in einem 50er-Melkkarussell gemolken, wobei die Kühe während der Laktation 2,1 Tonnen Getreide pro Kopf erhalten und auf Portionsweiden mit einjährigem Weidelgras weiden.

Langlebigkeit zeigt ihren Wert

„Es ist wichtig, Fleckviehkühe nicht mit Holsteins, Jerseys oder Australian Reds zu vergleichen, da sie anders aussehen und man Geduld braucht – sie legen in der ersten Laktation nur rund 65 bis 70 Prozent der Milchleistung einer ausgewachsenen Kuh hin“, so Luke McCarthy. „Aber wer diese Geduld hat, wird belohnt. In der zweiten Laktation ziehen sie nach – und dann geben sie Vollgas.“
Besonders beeindruckt zeigt sich die Familie von der Langlebigkeit: Die Fleckvieh-Kühe erreichen sieben, acht oder sogar neun Laktationen – ein deutliches Zeichen für die Robustheit und Wirtschaftlichkeit der Rasse.

Fazit

Die Umstellung auf Fleckvieh war für die McCarthys ein Wendepunkt. Der Betrieb ist mit der Fleckviehherde gesünder, wirtschaftlich stabiler und auf lange Sicht zukunftsfähiger aufgestellt. „Fleckvieh hat unseren Betrieb verändert – und wir würden es jederzeit wieder tun“, fasst Luke McCarthy zusammen.

Autor: Barry Murphy (Australien)
Quelle: www.farmonline.com.au

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