Familie Enne, Hofstetten-Grünau, Niederösterreich

Kleiner Betrieb – großes Züchterherz

Der Fleckviehzuchtbetrieb Enne aus Hofstetten-Grünau wird im Nebenerwerb geführt. Ein typischer Nebenerwerbsbetrieb ist er aber nicht. Züchterische Erfolge wie GS HISTORY Pp oder GS ENJO stellen so manch „Großen“ in den Schatten.

Familie Enne, vulgo Brandbauer, ist in einer der vieh- u. zuchtstärksten Regionen Niederösterreichs, dem Pielachtal, beheimatet. Der Betrieb liegt zwar nur auf einer Seehöhe von 440 m, aber ebene „Fleckerl“ sucht man vergebens. In Zahlen ausgedrückt liegen mehr als 50 Prozent der Flächen zwischen 25 und 35 Prozent Hangneigung und nur knapp 10 Prozent unter 18 Prozent Hangneigung. Trotz der schwierigen Bedingungen werden die Flächen alle mit dem Traktor bearbeitet.

Betrieb Schritt für Schritt umgebaut

Nachdem Marianne und Josef Enne den Betrieb 1996 übernommen hatten, begannen die stetigen Weiterentwicklungen am Betrieb. Der Beitritt zum Zuchtverband war die erste Maßnahme, die getätigt wurde. Schritt für Schritt wurde der Betrieb umgebaut bzw. weiterentwickelt. So entstanden zwei Tiefsilos mit dem dazugehörigen Hallenkran.

Baulich gesehen war der Umbau 2010 bis 2011 von der Anbindehaltung auf den Laufstall sicherlich der größte und auch anstrengendste Schritt des Betriebsführerehepaares. Dabei stand nicht das „Größerwerden“ im Vordergrund, sondern die Arbeitserleichterung und das Tierwohl. Durch den Umbau wurden die Kuhplätze lediglich von 16 auf 24 erweitert.
Josef Enne ging jahrelang Vollzeit im Schichtbetrieb arbeiten, erst ab dem Stallbau reduzierte er seine Stunden auf 20 in der Woche. Dieser Umstand war während der einzelnen Bauphasen oft kräftezehrend und sorgte für schlaflose Nächte. Trotz der großen Anstrengungen von Marianne und Josef kam das Wohl der Tiere nie zu kurz. Nebenerwerbsbetriebe kommen oftmals zeitlich an ihre Grenzen und müssen dann Abstriche am Betrieb machen. Das kommt für Familie Enne nicht in Frage – sie bewirtschaften ihren Betrieb mit großer Leidenschaft und Engagement.

Ohne „Schnickschnack“ zu hoher Leistung

Trotz der nicht sehr einfachen Flächenbedingungen ist Familie Enne bemüht, die Wiesen 4- bis 5-mal zu mähen. Ein Schnitt wird meist zur Gänze als Heu eingebracht. Die trockenen Sommer der vergangenen Jahre zwangen die Familie zum Zukauf von Grundfuttermitteln. Dies erfolgte hauptsächlich in Form von Maissilageballen. Sonst sind das betriebseigene Grundfutter und ein Fertigfuttermittel mit 19 Prozent Rohprotein die einzigen Komponenten, die eine Kuh im Stall der Familie Enne zu fressen bekommt. Die Herde hat in den letzten Jahren daraus immer über 10.000 kg Milch ermolken.

Umso bemerkenswerter ist die Leistung deswegen, weil es keine technischen Hilfsmittel, wie Transponder, Butler, Mischwagen, Heubelüftung usw., am Betrieb gibt. Das Grundfutter wird via Heukran am Futtertisch abgelegt und zwei Mal täglich mittels Muskelkraft den Kühen vorgelegt. Das Kraftfutter dient im Tandemmelksystem als Lockmittel und wird zu den Mahlzeiten am Futtertisch verabreicht.

Wenn man zusätzliche Futtermittel wie Mineralstoffmischungen, spezielle Eiweißkomponenten, Trockensteherfutter usw. bei Familie Enne sucht, sucht man vergebens – diese gibt es am Betrieb nicht. Kurz gesagt: Ohne viel Schnickschnack erfolgreich und zufrieden!

ROSELLA und ihre Stiere

Obwohl der Einstieg in die Zucht am Betrieb Enne verhältnismäßig spät begann, war Josef immer am gesamten Zuchtgeschehen interessiert. Umso größer war die Freude, als bei der ersten Genomtypisierung am Betrieb im Jahr 2014 bei der Jungkalbin ROSELLA (V.: Polarbär) ein überwältigendes Ergebnis von 137 GZW und 132 MW herauskam.

Was folgte, ist eine Story, die ihresgleichen sucht: Die ersten vier Abkalbungen von ROSELLA waren allesamt männlich. Alle vier Stiere typisierten so hoch, dass sie in die Eigenleistungsprüfstation Rosenau eingestellt wurden. Das erste Kalb, der MINT-Sohn GS MAGMA, war der erste Stier vom Zuchtbetrieb Enne, der von der Besamungsstation GENOSTAR angekauft wurde. Die Töchter vom Stier GS MAGMA sind mittlerweile in Milch. Sie zeigen einen extrem feinen Fuß und eine ansprechende Milchleistung, bei leicht unterdurchschnittlichen Inhaltsstoffen und etwas schwächerer Bemuskelung.

Dem nicht genug folgte mit GS ENJO (V.: GS Elvis) gleich der zweite Streich! GS ENJO, der übrigens nicht nach dem ‚Putzfetzen‘ benannt wurde, sondern nach EN(ne) JO(sef), war bei der Typisierung mit 137 GZW-Punkten einer der Top-Stiere seines Jahrganges. Die ersten Abkalbungen der Töchter werden mit Spannung gegen Ende des Jahres erwartet.

Weiters wurde der HUT AB-Sohn HUTELLA von einer slowakischen Besamungsstation eingestellt und ein ETOSCHA-Sohn über die Versteigerung in Bergland in den Natursprung verkauft. Dem Betrieb Enne fehlen einzig und allein die weiblichen Nachkommen. So wurde die Kuh ROSELLA zum fünften Kalb gesext mit dem Stier REMMEL besamt. Die Vorfreude auf das erste weibliche Kalb währte nur kurz, weil sich bei der Geburt herausstellte, dass der fünfte Stier auf die Welt gekommen war. Die Hoffnung bleibt, dass ROSELLA ihre gute Fitness und Fruchtbarkeit beibehält und dadurch dem Züchter das ersehnte Kuh-Kalb bringt.

GS HISTORY Pp – das Beste kommt zum Schluss!

Momentan schreibt ein weiterer Stier von Familie Enne Geschichte. GS HISTORY Pp, ein hornloser HERMELIN-Sohn aus der MAHANGO-Tochter LIMONA Pp, startet gerade im Samenprogramm. GS HISTORY Pp besticht nicht nur mit seinem GZW von 133 Punkten, sondern seine Stärken liegen eindeutig in seiner Ausgeglichenheit. Ein Profil, welches vor allem in der Hornloszucht keine Wünsche offenlässt, spricht für diesen Jungvererber. Bleibt zu hoffen, dass die Töchter vom GS HISTORY Pp in ein paar Jahren Geschichte schreiben werden.

Züchter mit Leib und Seele

Es ist eine außergewöhnliche Leistung, was Familie Enne in den letzten Jahren züchterisch geschafft hat. Welcher Nebenerwerbsbetrieb darf von sich schon behaupten, drei Stiere in den letzten fünf Jahren in den Besamungseinsatz gebracht zu haben – eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Die Familie verzichtete dabei auf kostspielige Zukäufe von genetisch interessanten Tieren.
Was Familie Enne vorantreibt, und dazu gehören mittlerweile auch die Kinder Matthias (22), Florian (20) und Kristina (15), die ihre Eltern tatkräftig unterstützen, ist die Leidenschaft an der Landwirtschaft und insbesondere an der Rinderzucht. Das Motto „Klein, aber fein!“ trifft bei Familie Enne ganz besonders gut zu.
Der Betrieb blickt mit Stolz und der nötigen Dankbarkeit auf die letzten Jahre zurück. Trotz all der Erfolge und auch des nötigen Glücks, welches man in gewissen Situationen benötigt, ist es doch sehr wichtig, Freude an der Arbeit zu haben und die Gesundheit in Haus und Hof zu schätzen.

Matthias (22), Kristina (15), Florian (20), Oma Johanna, Josef und Marianne Enne (v. l. n. r.)

Matthias (22), Kristina (15), Florian (20), Oma Johanna, Josef und Marianne Enne (v. l. n. r.)

Betrieb der Familie Enne in Hofstetten-Grünau

Der Fleckviehzuchtbetrieb der Familie Enne in Hofstetten-Grünau

LIMONA Pp (V.: Mahango Pp), Mutter von GS HISTORY Pp; 2/1: 9.048-4,33-3,27-688; Foto nach der 2. Abk.

LIMONA Pp (V.: Mahango Pp), Mutter von GS HISTORY Pp; 2/1: 9.048-4,33-3,27-688; Foto nach der 2. Abk.

GS HISTORY Pp*: GZW 133, MW 122, Euterzuchtwert 120, Nutzungsdauer-ZW 118

GS HISTORY Pp*: Euterzuchtwert 120, Eutergesundheitszuchtwert 116, Nutzungsdauer-Zuchtwert 118

POLARBAER-Tochter ROSELLA, die Mutter von GS ENJO

ROSELLA (V.: Polarbär), Mutter von GS MAGMA und GS ENJO; 5/4: 9.555-4,20-3,47-733; Foto nach der 3. Abk.

GS ENJO: Fruchtbarkeitszuchtwert 117, Euter-Zuchtwert 112, Nutzungsdauer-Zuchtwert 116

GS ENJO: Fruchtbarkeitszuchtwert 117, Euter-Zuchtwert 112, Nutzungsdauer-Zuchtwert 116