In vielen Zuchtgebieten in Österreich hat die Vermarktung von Kälbern über zentrale Märkte eine lange Tradition. In den westlichen Bundesländern erfolgt die Vermarktung hingegen größtenteils über Erzeugergemeinschaften, die den Verbänden angeschlossen sind. Diese organisieren wöchentlich eine Sammlung und Verteilung der Kälber an die Kunden.
Fleckvieh Austria hat den Rindersortierstall in Bergheim bei Salzburg besucht, um Einblicke in diese Art der Kälbervermarktung zu erhalten.
Die Vermarktungsanlage in Bergheim
Der Rindersortierstall in Bergheim, errichtet 2017 vom Rinderzuchtverband Salzburg, basiert auf den neuesten Erkenntnissen moderner Viehvermarktung und wird von der Erzeugergemeinschaft Salzburger Rind GmbH, einer 100%igen Tochtergesellschaft des Verbandes, betrieben.
Was passiert in einem Rindersortierstall?
„Rinder aller Kategorien – Kälber, Nutz- und Schlachtrinder – werden jeden Montag direkt von den Betrieben abgeholt und in den Sortierstall gebracht“, erklärt Franz Zehentner, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Salzburger Rind GmbH. „Unsere Außendienstmitarbeiter oder beauftragte Transporteure übernehmen die Abholung. Bei uns werden die Tiere gewogen, auf Mastfähigkeit klassifiziert und in Gruppen nach Kundenwunsch zusammengestellt.“
Jährlich werden über 30.000 Kälber und Nutzrinder aus ganz Westösterreich über den Standort Bergheim vermarktet. „Fleckviehkälber von hoher Qualität sind gefragt und werden es auch bleiben“, sagt Zehentner. Zu den Stammkunden zählen private Mäster und Fresser-Produzenten aus Ober- und Niederösterreich. „Der österreichische Mäster bevorzugt gut entwickelte, reinrassige Fleckviehkälber mit guten Rahmen und Fleischansatz im Gewichtsbereich von 85 bis 110 Kilogramm,“ so Zehentner weiter.
Fleckviehkälber von hoher Qualität sind für die heimische Rindfleischproduktion sehr gefragt.
Service für die Mitglieder
Thomas Edenhauser, Geschäftsführer der Rinderzucht Salzburg, ergänzt: „Die Vermarktungseinrichtung Bergheim ist für uns als Rinderzuchtverband von großer Bedeutung, da wir unseren Mitgliedern neben der Zuchtrindervermarktung in Maishofen eine Full-Service-Vermarktung für alle Tierkategorien bieten möchten – unabhängig von Rasse und Kategorie.“
So vermarktet die Erzeugergemeinschaft Salzburger Rind neben Kälbern auch Nutz-, Einstell- und Schlachtrinder. Im Bundesland Salzburg bewirtschaften fast 50 Prozent der Rinderbetriebe ihre Höfe biologisch, was dem höchsten Bio-Anteil in ganz Österreich entspricht. Daher spielt auch die Vermarktung von Bio-Schlachtrindern über verschiedene Markenprogramme sowie über den Partner Alpenrind Salzburg eine große Rolle.
Die großzügig dimensionierten Boxen in der Anlage sorgen für Wohlbefinden bei den Kälbern.
„Der heimische Absatz von Kälbern mit guten Masteigenschaften ist das ganze Jahr über stabil. Die Herausforderung liegt darin, kontinuierlich geeignete Vermarktungswege für schwächere Qualitäten zu finden und die saisonalen Schwankungen durch die Abkalbung zu bewältigen“, erläutert Zehentner. Der Großteil der angelieferten Kälber bleibt im Inland. Kälber, die in den innergemeinschaftlichen Handel gelangen, übernimmt der langjährige Partner Bozen Import aus Südtirol. „Aufgrund der saisonal bedingten Schwankungen im Kälberangebot benötigen wir solch verlässliche Partner in der Nutzkälbervermarktung“, ergänzt Zehentner.
Autor: Reinhard Pfleger, Fleckvieh Austria
Fotos: Dürnberger, LK Salzburg; Pfleger