Zukunftssichere Tierhaltung im Fokus – Österreich als Vorreiter

EAAP-Kongress 2025

Von 25. bis 29. August 2025 wurde Innsbruck zum Zentrum der europäischen Nutztierwissenschaften: Beim 76. Jahrestreffen der EAAP (European Association for Animal Production) diskutierten rund 1.500 internationale Expert:innen aus 65 Ländern über Tierhaltung, Tiergesundheit und nachhaltige Agrarsysteme. Mit über 1.200 Beiträgen ist diese internationale Tagung die wichtigste Plattform Europas – heuer unter dem Motto „Future-Proof Livestock Farming“.

Für Österreich war dies ein besonderer Moment: Nur alle 30 Jahre findet dieses Branchentreffen hierzulande statt, zuletzt 1997 in Wien. Gastgeberin war der NTÖ (Nachhaltige Tierhaltung Österreich) gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium.

Das Organisationskomitee vom BMLUK und dem NTÖ mit den Referent:innen der ZuchtData und der BOKU

Das Organisationskomitee vom BMLUK und dem NTÖ mit den Referent:innen der ZuchtData und der BOKU, v.l.: Josef Wiesböck, Julia Unseld, Anna-Lena Molterer, Johanna Prodinger, Birgit Fürst-Waltl, Caspar Matzhold, Stefan Gruber, Christian Fürst, Kristina Linke, Sarah-Joe Burn, Katharina Schodl, Lukas Kalcher, Christa Egger-Danner, Judith Himmelbauer, Jakob Ganitzer, Hermann Schwarzenbacher und Stefanie Zottl
Foto: Rinderzucht Austria

Die Verantwortung der Forschung

„Es ist eine große Ehre, dass der bedeutendste Tierhaltungskongress nach fast 30 Jahren wieder in Österreich stattfindet. Forschung, Bildung und Beratung sind das Fundament, um Tierwohl, Klimaschutz und Innovation direkt auf die Höfe zu bringen“, betonte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig. VetMed-Rektor Matthias Gauly verwies auf die internationale Verantwortung der Forschung: „Tierwohl und Tiergesundheit sind Voraussetzung für Nachhaltigkeit und Versorgungssicherheit. Die EAAP-Tagung zeigt, dass Österreich seine Expertise weit über die Grenzen hinaus sichtbar macht.“ Für NTÖ-Obmann Markus Lukas ist die Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis entscheidend: „Nur wenn Erkenntnisse verständlich und praxistauglich aufbereitet werden, können sie im Stall ankommen. Bildung, Beratung und Umsetzung sind die drei Pfeiler für eine zukunftssichere Tierhaltung.“
Bäuerin Sonja Wildauer hob Projekte wie „FoKUHs Herde“ hervor und betonte, dass die Umsetzung in die Praxis sehr gut funktioniert. Die Genotypisierung weiblicher Tiere erlaube eine gezielte Selektion, helfe bei der Anpaarung, beim Gesundheitsmanagement und stärke die Betriebe langfristig.

Österreichische Expert:innen sehr stark vertreten

Mit gezielten Investitionen in Forschung, Wissenstransfer und Beratung zeigte Österreich, dass Tierhaltung ökologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich zukunftsfähig gestaltet werden kann. Innsbruck wurde damit fünf Tage lang zur Bühne für Europas Nutztierwissenschaft – und Österreich präsentierte sich als Vorreiter für eine Landwirtschaft im Einklang mit Tierwohl, Klima und Gesellschaft. Seitens der RINDERZUCHT AUSTRIA mit der ZuchtData, der BOKU und der VetMedUni präsentierten Expert:innen aktuelle Entwicklungen der heimischen Rinderzucht. Die Rinderzucht Tirol stellte vor Ort im Messezentrum Tiere der Rasse Grauvieh aus. Ein weiterer Höhepunkt der EAAP-Tagung waren die insgesamt sieben Exkursionen, die die jeweiligen Sparten der österreichischen Nutztierhaltung mit den Kongressteilnehmer:innen durchführten.

Die Rinderzucht Tirol stellte Lebendtiere der Rasse Grauvieh aus.

Die Rinderzucht Tirol stellte Lebendtiere der Rasse Grauvieh aus
Foto: Die Fotografen

Ehrung für Johann Sölkner

Eine besondere Ehrung wurde Johann Sölkner zuteil, der für seine Verdienste um die Republik Österreich eine Auszeichnung erhielt. Die Laudatio hielt Christa Egger-Danner (ZuchtData).

Insgesamt war die ZuchtData an 21 Vorträgen beteiligt. Das zeigt, dass die Expert:innen der heimischen Rinderzucht bei den aktuellsten Entwicklungen mit dabei sind.

Wissenschaftliche Themenvielfalt der BOKU und der ZuchtData

Neue Studien lieferten spannende Einblicke in Tiergesundheit, Zucht und Nachhaltigkeit. Dabei wird untersucht, wie sich Fütterung und Haltung auf Futtereffizienz und funktionale Merkmale auswirken. Auch die Methanemissionen standen im Mittelpunkt – sowohl durch direkte Messungen auf Praxisbetrieben als auch durch innovative Methoden wie die Analyse von Milch-Infrarotspektren. Zucht und Gesundheit rückten ebenfalls in den Vordergrund: Kälber sollen stärker in genetische Bewertungen einbezogen werden, während Sensoren und künstliche Intelligenz helfen, Krankheiten wie Ketose frühzeitig zu erkennen. Moderne Datenanalysemethoden wie Deep Learning eröffnen zudem neue Wege in der Tierzucht. Nicht zuletzt geht es um die Nachhaltigkeit selbst: Eine Studie hat österreichische Milchviehbetriebe nach ökologischen, ökonomischen und sozialen Kriterien typisiert – ein wichtiger Schritt für die Zukunft der Landwirtschaft. Die österreichischen Beiträge finden Sie unter „Aktuelles“ auf der Homepage der Rinderzucht beziehungsweise direkt unter österreichische Beiträge.

Bundesminister Norbert Totschnig überreichte Johann Sölkner für seine Verdienste um die EAAP eine aus Lindenholz geschnitzte Kuh. Christa Egger-Danner hielt die Laudatio.

Bundesminister Norbert Totschnig überreichte Johann Sölkner für seine Verdienste um die Republik Österreich eine aus Lindenholz geschnitzte Kuh. Christa Egger-Danner hielt die Laudatio
Foto: Die Fotografen

Autor: Lukas Kalcher, Rinderzucht Austria

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