Familie Bauer, Steiermark

Brave „Hasen“ im Kuhstall

Auf knapp 1.200 m Seehöhe gelegen befindet sich der Bergbauernhof der Familie Bauer ganz im Norden des Bezirks Weiz in der Oststeiermark. Wenngleich man zwar deutlich rauerem Klima ausgesetzt ist, so genießt man vom Hof aus den wunderschönen Ausblick übers Feistritztal. Bewohnt wird der Hof von drei Generationen. Ganz unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark!“ wird neben dem 100 ha großen Forst eine Landwirtschaft mit 34 ha in Eigenregie bewirtschaftet.

„Das Um und Auf sind dabei der Zusammenhalt und der verständnisvolle Umgang zwischen den Generationen“, ist sich Betriebsführer Johannes sicher. Nur über die Sommermonate wird die Arbeitskapazität durch einen Praktikanten aufgestockt. Sehr wichtig ist den Betriebsführern auch, dass die Kinder in den Betrieb eingebunden und somit auch dafür begeistert werden. So verwundert es auch nicht, dass die zwei älteren Töchter Anja und Paula bereits begeisterte Jungzüchterinnen sind.

Mit Leidenschaft Fleckviehzüchter

Bereits in zweiter Generation beschäftigt sich die Familie intensiv und mit Leidenschaft mit der Fleckviehzucht. Im Stall der Bauers werden rund 40 Kühe, die von Betriebsführer Johannes auch liebevoll als „Hasen“ bezeichnet werden, und ein Großteil der weiblichen Nachzucht gehalten.
Um die weitere Zukunft der Milchviehhaltung zu sichern, wurde 2015 in einen Um- und Zubau des bestehenden Stallgebäudes zu einem modernen Laufstall investiert. Im Vordergrund der Überlegungen stand die Planung eines möglichst tierfreundlichen Stalles, der den Bedürfnissen einer leistungsstarken Milchkuh gerecht wird. Herausgekommen ist ein Projekt, das „alle Stücke spielt“.

Zwei-Gruppensystem

Der zweireihige Tiefliegeboxenstall ist auf ein Zwei-Gruppensystem aufgebaut. Das heißt, die neumelkenden Kühe sind durch den Melkstand in der Mitte von den altmelkenden Kühen getrennt. Während die frischlaktierenden Kühe über den Fütterungsroboter eine Vollmischration vorgelegt bekommen, kommt in der zweiten Gruppe neben der aufgewerteten Ration ein Transponder zum Einsatz. Auf der gegenüberliegenden Seite wird das Jungvieh, ebenso durch den Roboter gefüttert, auf Spaltenboden und Hochboxen gehalten. Die Nachzucht wird ab etwa einem halben Jahr auf den Heimweiden an das Austreiben gewöhnt und ab ca. einem Jahr werden sie auf die eigene Alm auf bis zu 1.600 m Seehöhe aufgetrieben. Aus Platzgründen verbringt ein Teil der Kalbinnen den Winter auf zwei Aufzuchtbetrieben.

Familie Bauer Johannes und Tanja, Ratten, Steiermark

Familie Bauer, v. l.: Betriebsführer Johannes und Tanja Bauer mit den Kindern Jakob, Anja und Paula und den Eltern Maria und Johann Bauer

Betrieb Bauer in Ratten in der Steiermark

Der Hof der Familie Bauer vulgo Hansl im Reith, Ratten, Steiermark

Stallgebäude des Betriebs Bauer Johannes und Tanja, Ratten

Der tierfreundliche luftige Stall bietet Platz für 40 Milchkühe und einen Teil der Nachzucht

Zuchtstrategie

Gezüchtet wird eine leistungsstarke, mittelrahmige Kuh mit bestem Euter. Bereits seit Jahren setzt der Eigenbestandsbesamer zu 100 Prozent auf den Einsatz von genomischen Jungvererbern – und das mit Erfolg! Um bei der Anpaarung nichts dem Zufall zu überlassen, wird der richtige Stier durch die GS AIO-App errechnet. So konnte nach Jahren des Aufstockens eine einheitliche, leistungsbereite Herde gezüchtet werden. Des Weiteren befinden sich bereits einige genetische Leckerbissen im Stall. Zu erwähnen sind die exterieurstarke GS DER BESTE-Tochter KIMBERLY, die für die Eurotier-Ausstellung gefilmt wurde, und die reinerbig hornlose MANOLO Pp*-Tochter MAUSI PP*, die Mutter von GS WANOLO Pp*. GS WANOLO Pp* ist als GS WHAT ELSE-Sohn eine willkommene Linienalternative in der Hornlos-Zucht. Seine Vorzüge sind ein ausgeglichenes Doppelnutzungs-Vererbungsbild und mit einem paternalen Kalbeverlaufszuchtwert von 112 eignet er sich auch bestens für die Besamung von Kalbinnen.

GS DER BESTE-Tochter KIMBERLY

KIMBERLY, 1/1 8.608-4,58-3,77-719, – einer der Filmstars im Video über ihren Vater GS DER BESTE

JANDA-Tochter MALY AT165704822

MALY (V.: Janda), Gruppensiegerin Steiermarkschau 2019; LL: 63.355 M-kg; 5/4 12.537-4,40-3,45-983 (Foto 3. Lakt.)

GS WANOLO

GS WANOLO Pp* ist mit Vater GS WHAT ELSE eine Linienalternative in der Hornloszucht

Da der Betrieb Bauer auch am Projekt FoKUHs teilnimmt, wird die gesamte weibliche Nachzucht genotypisiert. Auch hier kann man das hohe genetische Potenzial erkennen. So befinden sich darunter einige Töchter mit Zuchtwerten über 130. Im Jahr werden zwei bis vier der genetisch interessantesten Tiere über Embryotransfer genutzt. Eingesetzt werden die Embryonen bei Kalbinnen und Jungkühen.

Nicht nur im Forst, sondern auch in der Zucht wird das Denken über Generationen betrieben. So konnten durch die Zuchtarbeit der Altbauern bereits stolze fünf 100.000-kg-Kühe hervorgebracht werden. Auch die Mutter und Urgroßmutter vom geprüften Vererber GS VIVA (Vlax x GS MG) haben jeweils die 100.000-kg-Lebensleistung überschritten.

Im Viehabsatz werden die gesamten Stierkälber zwischen sechs und acht Wochen sowie die Schlachtkühe über den Nutzrindermarkt in Greinbach vermarktet. Beim Zuchtvieh ist es in Zukunft vorgesehen, dass vor allem Kühe in Milch über die Zuchtrindermärkte angeboten werden.

Die Familie Bauer schätzt die Zusammenarbeit mit ihrem Zuchtverband sowie mit GENOSTAR.

Zwei 100.000-kg-Kühe des Betriebs Bauer in Ratten, Steiermark

Die Kinder mit den zwei aktuell am Betrieb stehenden 100.000-kg-Kühen: GS VIVA- Mutter KIERA (V.: GS MG) und MARGRET (V.: Triomphe), die Mutter von MALY (V.: Janda)

Betriebsdaten

Familie Bauer vulgo Hansl im Reith, Ratten, Steiermark

Familie:
Betriebsleiter Tanja und Johannes Bauer, Kinder Anja, Paula und Jakob, Eltern Maria und Johann Bauer

Flächen:
134 ha Eigenfläche: 20 ha Grünland, 100 ha Wald und 14 ha Alm; 19 ha Pachtflächen: 14 ha mehrmähdige Wiese, 5 ha Weide

Stall:
Laufstall für 40 Kühe im 2-Gruppen-System; Kalbinnen im Laufstall mit Hochbuchten; Kälber in Iglus und Tieflaufstall

Melksystem:
7er Side-by-Side mit beidseitigem Eintrieb von Graf Melktechnik

Fütterung:
durch Fütterungsroboter
Rundballen ca. 700 Stück/Jahr, Heu in zwei Rostboxen kalt belüftet;
Zukauf von ca. 120 Stück Maissilageballen und von Luzerneheu

Züchterische Erfolge:
Fünf 100.000-kg-Kühe
2019 Gruppensieg Steiermarkschau
Teilnahme Dairy-Grand-Prix Traboch

Milchleistungsentwicklung: 

Leistungsabschluss Betrieb Bauer

Autor: Georg Stückler, Rinderzucht Steiermark

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