Betriebsreportage Fam. Wachernig, Kärnten

Der Fleckvieh-Fleisch-Zuchtbetrieb der Familie Wachernig Raimund aus Dörfl bei Friesach war ursprünglich ein Kärntner Blondvieh-Betrieb, wie es in diesem Gebiet damals üblich war. Ab 1960 wurden kontinuierlich qualitativ hochwertige Fleckviehkalbinnen zugekauft. Damals wurden die Kühe noch gemolken, die Milch am Betrieb zu Butter, Topfen sowie Käse verarbeitet und die Produkte in Friesach verkauft. Seit 1988 wird Fleckvieh-Fleisch gezüchtet. Großteils wurde mit behornter Genetik besamt. Im Jahre 1990 hat der jetzige Betriebsführer den Betrieb übernommen und verfolgt seither eine konsequente Zuchtarbeit mit Fleckvieh-Fleisch in der Reinzucht.

Laufstall in Aussicht
Der bestehende Anbindestall wurde 1956 generalsaniert und 1981 mit einer Eisenaufstallung und einer Schubstangenentmistung versehen. Demnächst soll er durch einen Laufstall ersetzt werden. Der Plan für den neuen Stall ist fertig, aber sich laufend ändernde Richtlinien und viele Behördenwege erschweren die Umsetzung. Der Laufstall soll mit Schrapperentmistung und Tiefboxen ausgestattet werden. Zusätzlich werden zum Handzahm-Machen der Tiere 6 Anhängeplätze errichtet. An eine Aufstockung des Tierbestandes im Zuge des Neubaues ist derzeit nicht gedacht.

Fütterung und Haltung
Derzeit werden die Kühe in Anbindehaltung und die Kälber in Gruppenboxen gehalten. Seit 1995 wird biologisch produziert. Da der Zukauf von Bio-Kraftfutter sehr teuer ist, wird auf Kraftfuttereinsatz verzichtet. Sowohl Kühe als auch Kälber werden ausschließlich mit Heu und Grummet, ohne Kraftfutter, gefüttert. Der Betrieb hat sich auch zum Silageverzicht verpflichtet. In der Umstellungsphase auf kraftfutterfreie Fütterung gingen die täglichen Zunahmen etwas zurück, aber auch heute sind Zunahmen bis zu 1.900 g keine Seltenheit. Die Tiere werden nicht gealpt.

Tierbestand und Verkauf
Derzeit werden 38 Fleckvieh-Fleischtiere gehalten. Zugekauft wird nur sehr selten und wenn, dann genetisch interessante Kalbinnen. Im Jahr werden zirka drei Zuchtstiere, vier Jungkalbinnen, zwei Schlachtkühe und drei Einsteller verkauft.

Zuchtziel und Besamung
Angestrebt wird eine mittel- bis großrahmige, gut bemuskelte Fleckviehkuh mit korrektem Fundament sowie kleinräumigem, hoch angesetztem Euter mit eher kleinen Zitzen. Auch eine entsprechende Milchleistung mit guter Persistenz ist wünschenswert. Umgängliche Tiere werden ebenfalls angestrebt.
Der Leitsatz des Betriebes lautet „Nur dort, wo es schiefgehen kann, ist auch Potential“. Damit ist gemeint, dass man in der Vererbung immer wieder mit Rückschlägen rechnen muss. Ohne ein gewisses Risiko in Kauf zu nehmen, kommt man nicht weiter. Wird beispielsweise ein Stier nur aufgrund seiner Schwergeburtenvererbung aus der Besamung ausgeschlossen, können auch viele positive Eigenschaften dieses Stieres nicht genutzt werden. Die Hornlosigkeit spielt nur eine nebensächliche Rolle und es dürfen zulasten der anderen Merkmale (Rahmen, Bemuskelung, Fundament, Euter und Milchleistung) keine Kompromisse eingegangen werden.
Der Betriebsführer ist Eigenbestandsbesamer und setzt sich zum Ziel, jeweils ein Drittel mit aktuellen behornten Fleischvererbern, ein Drittel mit interessanten „Oldstars“ und ein Drittel mit genetisch hornlosen Fleckviehstieren zu besamen. Derzeit wird mit den Stieren BRASIL, PALBO, PENO, HONER, HONDA, RUBENS, HIRO, HERALDIK, GIGANT und STEINADLER besamt. 100 % der Tiere werden künstlich besamt. Lediglich Tiere, die nur schwer verbleiben, werden im Natursprung belegt.

Zuchtphilosophie
Für Familie Wachernig ist Fleckvieh jene Rasse, die sich am besten für die Fleischerzeugung eignet, denn „man kann zwar Milch ohne Fleisch erzeugen, nicht aber Fleisch ohne Milch“. Aufgrund dieser Überzeugung wurde auch nie mit ausländischen Fleischrinderrassen experimentiert. Die ausreichende Milchleistung der Fleckviehkuh, auch im benachteiligten Gebiet ohne Silage und Kraftfutter, leistet einen wesentlichen Beitrag für eine ordentliche Jugendentwicklung der Kälber und für gute Tageszunahmen. Wirtschaftlich gesehen ist das Verkaufsprodukt (Einsteller) entscheidend und nicht, wie die Kuh aussieht, welche hoffentlich lange am Betrieb ist. Eine dem Zuchtziel entsprechende Fleckviehkuh mit Fremdfleischrassestieren zu besamen, führt zum Verlust wertvoller Genetik, da somit Gebrauchskreuzungen erzeugt werden, welche ausschließlich der Schlachtung zugeführt werden.

Schauerfolge
Die Familie Wachernig nimmt auch immer wieder erfolgreich an Rinderschauen teil. So erreichte sie beispielsweise bei der Bundesfleckviehschau im Jahr 2001 in Ried mit der Kuh KITI (V.: Upsala) mit Kalb WICKI (V.: Wabol) in der Gruppe „Kühe mit Kalb“ den Reservesieg. Im Jahre 2005 konnte die Kalbin KIMME (V.: Maxl) in einer sehr starken Kalbinnengruppe überzeugen und den dritten Platz in der trächtigen Kalbinnengruppe bei der Bundesfleckviehschau in Ried erreichen.

Jahrelanger konsequenter Einsatz erstklassiger Fleckvieh-Fleisch-Genetik macht den Betrieb Wachernig wohl linienmäßig zu einem der interessantesten Betriebe in der Fleckvieh-Fleisch-Zucht. Dieser Betrieb hat noch Potential und wird die Zucht auch weiterhin mitprägen.

Betriebsdaten

Familie Raimund Wachernig, Dörfl 4, 9360 Friesach, Tel.: 0680/1239991
Familie: Raimund Wachernig (Betriebsführer), Lebensgefährtin Edith, Kinder Paul (4 Jahre) und Felix (1,5 Jahre), Eltern Raimund und Edithundnbsp;undnbsp; undnbsp;
Arbeitskräfte:
80 % der Betriebsführer, den Rest Lebensgefährtin und Eltern
Seehöhe und Niederschlag: 920 m, 830 mmundnbsp;undnbsp; undnbsp;
Boden:
tiefgründige Braunerdeundnbsp;undnbsp; undnbsp;
Betriebsgröße:
73 ha bewirtschaftete Fläche, davon Eigenfläche 16 ha Grünland +undnbsp; 48 ha Wald und in Pacht 6 ha Mähweide + 3 ha Weideundnbsp;undnbsp; undnbsp;undnbsp;undnbsp; undnbsp;
Mutterkuhquote:
14 Stückundnbsp;undnbsp;undnbsp;
Stallform: Anbindestall mit Schubstangenentmistungundnbsp;undnbsp; undnbsp;undnbsp;undnbsp; undnbsp;undnbsp;undnbsp; undnbsp;
Tierbestand:
38 Fleckvieh-Fleisch Zuchttiere, davon 16 Kühe, 11 Stück weibliche Nachzucht und 11 männliche Tiere (ca. 3 für Zucht)
Jauchenraum: 71 m³, Mistplatte 200 m²
BHK-Punkte: 189
Mechanisierung: Eigenmechanisierung außer Rundballenpresse
Traktore: 64 PS Steyr für Wald mit Holzknecht Rückewagen, 56 PS Steyr mit Frontlader, 83 PS Lindner
Geräte: Pöttinger Trommelmähwerk, Deutz Fahr Kreisler (3,6 m), Pöttinger Schwader (3,4 m), Trunkenpolz Ladewagen (18 m³), Seilwinde, Holzspalter in Gemeinschaft, 6 to Marathon Kipper, 2,8 to Gruber Miststreuer mit Bergausführung, 3.100 Liter Bauer Güllefass in Gemeinschaft, Wiesenegge
Autor: Ing. Gerhard Altziebler, KRZV

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