Betriebsreportage

Familie Perzi, NÖ

Der Betrieb der Brüder Robert und Bernhard Perzi in Griesbach bei Karlstein/Thaya liegt im nördlichen Waldviertel, nur 15 km von Tschechien entfernt, im Bezirk Waidhofen/Thaya. Vor zwölf Jahren hängten die beiden HBLA-Wieselburg-Absolventen ihre Jobs an den Nagel und machten den elterlichen Betrieb fit für den Vollerwerb.


Betrieb Perzi – mit Vollgas zurück zum Vollerwerb

Robert sammelte Erfahrung bei der LBG, wo er für den „Grünen Bericht“ zuständig war. Die betriebswirtschaftlichen Kompetenzen, die er sich in dieser Zeit aneignete, kommen heute dem eigenen Betrieb zugute. Bernhard war Zweigstellenleiter im Lagerhaus.

2007 bis 2008 waren die entscheidenden Jahre, um dem Nebenerwerb den Rücken zu kehren. Gemeinsam entschieden sie sich, einen neuen Kuhstall zu errichten, und beendeten die bestehenden Dienstverhältnisse. „Entweder ganz, oder gar nicht“, so die Meinung der beiden, „im Nebenerwerb ist man ständig ein Getriebener, muss die Arbeit dann machen, wenn Urlaub ist, und nicht wenn vom Wetter oder der Vegetation her der beste Zeitpunkt dafür wäre.“ Außerdem schätzen beide Betriebsführer, ihr eigener Chef zu sein. So starteten die beiden Brüder mit Vollgas in den Vollerwerb. Einen neuen Kuhstall zu bauen ist eine große Investition, vor allem die Senior-Chefs hatten etwas Bauchweh dabei. Es dauerte aber nicht lange und alle Bedenken lösten sich in Luft auf. Jetzt wäre es anders gar nicht mehr vorstellbar.

Familie Perzi
Bei der Familie Perzi arbeiten alle drei Generationen mit. Obwohl die Altbäuerin und der Altbauer beide schon 80 Jahre alt sind, gehen sie täglich in den Stall und unterstützen auch sonst ihre beiden Söhne bei der Landwirtschaft, wo es geht. Michaela, die Frau von Robert, geht ihrem eigenen Beruf nach. Sie ist 20 Wochenstunden am Gemeindeamt angestellt und arbeitet auch als Diätologin. Ihre Naturverbundenheit spiegelt sich in ihrem Hobby, der Imkerei, wider. Sohn Richard (11) ist nicht nur ein tüchtiger Schüler, sondern arbeitet auch schon mit Leidenschaft am Betrieb mit. „Ich freue mich einfach, wenn ich meinem Papa helfen kann“, meint der Bursche. Er selbst kann sich auch eine Karriere in der Landwirtschaft vorstellen. Für Alexander (5) steht der Spaß im Vordergrund. Traktorfahren ist einfach cool.

Robert Perzi mit seinen Söhnen Richard (11) und Alexander (5)
Robert Perzi mit seinen Söhnen Richard (11) und Alexander (5)

Robert und Bernhard Perzi haben sich die Arbeiten perfekt eingeteilt. Robert ist für die Züchtung und betriebswirtschaftliche Belange zuständig und Bernhard ist der Spezialist für die Fütterung und liebt die Traktorarbeit.

Stallgebäude
2008 erfolgte der Start für den Bau des neuen Laufstalles. Bis dahin wurden die 16 Milchkühe plus die gesamte Nachzucht im Anbindestall gehalten. Der neue Laufstall bietet Platz für 50 Kühe und 15 Kälber. Als Melksystem wurde ein 2 x 5-Fischgrätenstand mit automatischem Ausmelk- und geeichtem Milchmengensystem von der Firma Westfalia eingebaut. Durch die vorhandene Milchmengenmessung können die Daten automatisch mit dem Kraftfutterautomaten abgeglichen werden. Durch den Umbau des alten Stallgebäudes von Anbinde- auf Laufstall im Jahre 2010 schuf man Platz für 50 Stück weibliche Nachzucht.

Fütterung
Zwei Fahrsilos wurden im Jahr 2009 für ca. 1.350 m³ Gärfütter errichtet, welche man 2011 wegen Lagerknappheit schon wieder um einen weiteren Fahrsilo mit 675 m³ erweiterte. Als weitere Investition wurde 2010 ein selbstbefüllender Futtermischwagen (10 m³) angekauft, um den Tieren täglich eine aufgewertete Mischration vorlegen zu können. Aufgrund der Niederschlagsverteilung ergibt sich eine Grundfutterverteilung von 60 Prozent Mais und 40 Prozent Grassilage. Da die Niederschläge weniger werden, setzen die Brüder verstärkt auf den Silomaisanbau. Wenn die Niederschläge ausbleiben, kann es schon eine Schwankungsbreite von 1.000 kg Milch im Jahr pro Kuh geben, wie man dieses Jahr feststellen musste.

Vermarktung
Züchterisch interessante weibliche und männliche Tiere werden genotypisiert. Männliche Kälber vermarktet der Betrieb am Nutzkälbermarkt in Zwettl. Weibliche Tiere werden aufgezogen und laufend über die Zuchtviehmärkte in Zwettl als Kalbinnen oder Erstlingskühe verkauft.

Zucht
Der 90%ige Jungstiereinsatz seit Beginn der neuen Ära der Genomtypisierungen erwies sich für den Betrieb als richtige Entscheidung. Der erste Zuchterfolg, GS PHILIPP, erblickte im Jahr 2013 das Licht der Welt.

GS PHILIPP (Polarbaer x GS Rumgo)
Seit August 2019 ist der ausgesprochene Kalbinnenstier GS PHILIPP positiv nachkommengeprüft.

Auf der männlichen Seite stehen aktuell die Söhne von GS DER BESTE, ZAZU, GS W1 und HUSAM auf der Eigenleistungsprüfstation in Rosenau.
Bei den weiblichen Tieren befinden sich momentan (Dez. 2019) folgende interessante Tiere am Betrieb:
•KERSTIN (Wiffzack x GS Woyzek), Erstlingskuh gGZW 127
•NORA (Zazu x Montelino), Jungkalbin gGZW 129
•THERESA (Wobbler x Mandrin), Jungkalbin gGZW 131
•LIA (GS Der Beste x Wobbler), Jungkalbin gGZW 132
•GIGI (GS Herztakt x Wobbler), Kalb gGZW 133

Der Betrieb Perzi war bei der Landeschau in der Berglandhalle und heuer auf der Jubiläumsschau „10 Jahre GENOSTAR“ in Traboch vertreten. War Schmuckstück HILDA bei der Landesschau in Niederösterreich „nur“ Reserve-Tier, zeigte sie sich in Traboch in Top-Form. HILDA, eine MINT-Tochter aus dem Genomeinsatz, sicherte sich ganz klar den Gruppensieg. Diese umsatzbetonte, feingliedrige Kuh brillierte mit dem besten Euter in ihrer Gruppe. Im Finale der Kühe mit 2 bis 4 Abkalbungen musste sich HILDA nur einer REMMEL-Tochter geschlagen geben und wurde zum Gesamt-Reserve-Champion mittel gekürt. Der Betrieb freut sich über diesen Schauerfolg berechtigterweise sehr.

HILDA (V.: Mint) – Reservechampion mittel der GENOSTAR-Zuchtprogrammschau 2019
HILDA (V.: Mint) – Reservechampion mittel der GENOSTAR-Zuchtprogrammschau 2019

Zuchtstrategie
Die Betriebsführer wollen den Einsatz der jüngsten Genetik weiter forcieren, Kälber genotypisieren und in weiterer Folge entscheiden, welche Tiere am Betrieb bleiben. Der Embryotransfer soll künftig eine noch größere Rolle spielen, um den Motor des Zuchtfortschritts weiter anzutreiben. Aktuell werden MANAUS, GS MY DARLING, EDELSTEIN, GS JEDERMANN und GS INSTAGRAM für die künstliche Besamung verwendet. Trächtigkeiten von GS MY DARLING, GS VERISMO PP und MANAUS lassen die Züchterherzen höher schlagen.

Betriebsdaten

Robert und Bernhard Perzi, Griesbach3, 3822 Karlstein an der Thaya

Seehöhe:
540 m
Jahresniederschlag:
530 mm
Flächenausstattung:
11 ha Grünland, 48 ha Ackerland, 15 ha Wald
Betriebsschwerpunkte:
Milchproduktion, Zuchtvieh, Ackerbau, Waldwirtschaft
Viehbestand:
ca. 48 Milchkühe plus 50 Stück weibliche Nachzucht

Leistungsentwicklung:
Milchleistungsentwicklung Fleckviehzuchtbetrieb Perzi, Niederösterreich

Autor: Markus Pauckner, NOEGEN