Familie Streit, Steiermark

Balance steht an oberster Stelle

Wer einen Ski-Ausflug mit einer Betriebsbesichtigung eines Top-Betriebes kombinieren möchte, ist hier genau richtig. Nur rund 8 km vom Zauberberg am Semmering entfernt liegt der Fleckviehzuchtbetrieb der Familie Streit auf einer leichten Anhöhe in Alleinlage.

Betriebsführer Josef führt den Hof seit über 30 Jahren gemeinsam mit seiner Frau Monika und den beiden Kindern Matthias und Melanie. Doch der Betrieb ist nicht wie so oft seit Jahrhunderten in Familienbesitz, erst Sepps Großvater kaufte den Hof in den frühen 1950er Jahren. Als einer der ersten Betriebe in der Region erwarb man Fleckviehtiere und legte so den Grundstein für eine heute ausbalancierte Herde.

S-Linie

Ein Zukauf aus dieser Zeit hat sich als äußerst funktionell erwiesen: Die S-Linie besticht durch Fitness, Leistungsfähigkeit und sehr gutem Exterieur. Heute stammen in etwa 30 Tiere der Herde aus dieser Linie ab. Ebenso aus diesem Stamm wurde die GS RAU-Tochter SONNE gezogen. Diese Ausnahmekuh hat den Betrieb 2011 und 2013 auf der Bundesfleckviehschau erfolgreich vertreten und dazwischen 2012 die Steiermark-Schau als Eutersiegerin gewonnen. Aktuell fällt am Betrieb vor allem die stark beeuterte GS DER BESTE-Tochter SINNERL auf. Sie geht über GS WOLFSBURG auf die erwähnte GS RAU-Tochter SONNE zurück und ist jener Typ Kuh, der dem Zuchtziel der Familie Streit sehr nahekommt.
Auf der Steiermark-Schau 2021 war der Betrieb mit der GS RAVE-Tochter WERA als Aussteller mit dabei. Die jung und unverbraucht wirkende Kuh konnte mit ihren sieben Abkalbungen beim Publikum punkten.

Betriebsziel – wie definiert?

Betriebsführer Sepp und Junior-Chef Matthias streben nicht nach dem letzten Kilogramm Milch. Vielmehr züchtet man schon seit Langem auf Inhaltsstoffe, was sich vor allem in jüngster Vergangenheit bezahlt gemacht hat. Weiters wird stark nach den Parametern Fitness (speziell Zellzahl), Euter- und Rahmenvererbung selektiert. Den Grundstein dabei liefert das Anpaarungsprogramm Genostar All In One (GS AIO). Nach Ausschluss von Inzucht- und Erbfehlerpaarungen wählen die Streits einen Pool an Stieren aus, die in den zuvor genannten Schwerpunkten überzeugen.
Die endgültige Entscheidung, welches Sperma auf welche Kuh besamt wird, überlässt Josef jedoch noch gerne seinem Fingerspitzengefühl. „Wir mögen es, das Züchterglück in unseren Händen zu wissen‘‘, so der Betriebsführer.

Aktuell befinden sich hauptsächlich Trächtigkeiten der Stiere GS HARDY, GS DEFACTO, GS HOERI, HABSBURGER und WINTERTRAUM im Stall. In den letzten Jahren lieferten vor allem die Stiere RALDI, EPINAL und ETOSCHA zufriedenstellende Ergebnisse bei den Kuhjahrgängen, während die WERTVOLL-Töchter in seiner Herde nicht so überzeugen konnten.

Familie Streit: Monika, Melanie, Matthias und Josef

Familie Streit: Monika, Melanie, Matthias und Josef

Der Betrieb Streit liegt auf 860 m Seehöhe und bewirtschaftet 36 ha Grünland und 23 ha Wald

Der Betrieb Streit liegt auf 860 m Seehöhe und bewirtschaftet 36 ha Grünland und 23 ha Wald

Gefüttert werden die Kühe am Betrieb Streit mit einer AMR, ausgelegt auf 24 kg Milch, bestehend aus Grassilage, Biertreber und Kraftfutter

Gefüttert werden die Kühe der Familie Streit mit einer AMR, ausgelegt auf 24 kg Milch, bestehend aus Grassilage, Biertreber und Kraftfutter

SONNE, Vater: GS RAU, Z.: Streit Josef

GS RAU-Tochter SONNE (abgebildet in der 3. Lakt.), +6/5 9.283-4,21-3,23-691; Gruppensiegerin bei der Steiermarkschau 2012; 2011 und 2013 Teilnehmerin der Bundesfleckviehschau

Fütterung – Aufzucht – Vermarktung

Die Grundfutterversorgung am Betrieb gestaltet sich nicht gerade einfach. Die klimatischen Bedingungen lassen eine zufriedenstellende Silomaisernte nicht zu. Auch auf den Zukauf wird in der Regel verzichtet. Ausnahmen gab es in der Vergangenheit nur, wenn die Quantität am Grünland stark zu wünschen übrig ließ. Infolgedessen setzt sich die AMR, ausgelegt auf 24 kg Milch, aus Grassilage, Biertreber und Kraftfutter zusammen. Das restliche Kraftfutter wird den Kühen leistungsbezogen über einen Transponder zur Verfügung gestellt.

Die Kälber werden rund 12 Wochen mit Vollmilch getränkt und 3-4 Wochen in Einzelboxen gehalten. Neben Wasser wird eine selbstgemischte Kälber-TMR vorgelegt. Danach werden die Kälber auf einer Tiefstreufläche gehalten. Je nach Entwicklung werden die Jungkalbinnen ca. 10 Monate mit der AMR der Kühe versorgt. In weiterer Folge kommt bei den Kalbinnen die Trockensteherration zum Einsatz.

Aktuell werden wieder alle Kalbinnen am Betrieb gehalten. Einige Jahre hat man mit einem Partnerbetrieb zusammengearbeitet.
Bemerkenswert für die Region ist, dass die Kalbinnen nicht gealpt werden. Stattdessen werden sie auf den betriebseigenen Dauerweiden gehalten. So können die Kalbinnen kontinuierlich und zeitsparend besamt werden, anders als es bei den meisten Alpungsbetrieben der Fall ist.

Die Stierkälber werden am Betrieb bis zu einem Gewicht von rund 90-100 kg aufgezogen und zum überwiegenden Teil über die Nutzrinderabsatzveranstaltungen in Traboch vermarktet. Gleiches gilt für weibliche Tiere, die nicht zur Remontierung benötigt werden. Hier nutzt man die diversen Absatzmöglichkeiten der Rinderzucht Steiermark.

Info-Austausch und Weiterbildung

Josef Streit ist seit über 20 Jahren Mitglied beim Arbeitskreis Milchproduktion. Vor allem der Erfahrungsaustausch, interessante Fachvorträge und das ständige Wissen über Betriebskennzahlen geben ihm viel Aufschluss für die tägliche Arbeit.
Daneben ist der Betriebsleiter auch im Zuchtausschuss und Vorstand der Rinderzucht Steiermark tätig und war bis vor Kurzem für 12 Jahre Obmann der Fleckviehzuchtgenossenschaft Mürzzuschlag.

Auch Sohn Matthias ist diesbezüglich ähnlich geerdet. Zusammen mit seiner Schwester sind die beiden seit jungen Jahren Mitglieder beim Jungzüchterclub Bruck/Mürzzuschlag. Mittlerweile fungiert Matthias als Obmann im Club und als Obmann-Stellvertreter im Landesvorstand. Dabei will er vor allem den jungen Mitgliedern vor bzw. auf den Rinderschauen unterstützend zur Seite stehen. Durch den ständigen Informationsaustausch will Matthias so für den Heimbetrieb zukunftsfit sein.

Betriebsdaten

Streit Josef, vulgo Ponstadler, Grautschenhof 4, 8684 Spital am Semmering

Lage:
Gemeinde Spital am Semmering im Bezirk Bruck/Mürzzuschlag

Seehöhe: 860 m

Niederschlag: rund 800 mm

Arbeitskräfte:
Josef (1 AK), Mithilfe von Frau Monika und Sohn Matthias (sind in Teil- bzw. Vollzeit berufstätig)

Betriebsgröße:
36 ha Grünland (inkl. 7 ha Pacht), davon 7 ha Kulturweide; 23 ha Wald

Betriebsschwerpunkte:
Milchproduktion, Zucht- und Nutzrindervermarktung, Forst

Tierbestand:
32 Milchkühe und 39 Stück weibliche Nachzucht

Fütterung:
AMR ausgelegt für 24 kg Milch – KF über Transponder

Melksystem:
4er Swingover-Melkstand

Leistungsentwicklung:

Autor: Ewald Fladl, Rinderzucht Steiermark
Fotos: privat, KeLKeKi