Familie Lueger, Steiermark

Eine Herde, die für sich spricht …

Während die Sommeralm meist noch weiß angeschneit ist, kommt in Koglhof in der Oststeiermark schon die Sonne durch und die ersten Frühlingsblumen beginnen zu blühen. Inmitten dieser Idylle, in der Ortschaft Aschau, spielt Milchwirtschaft eine große Rolle. Der Betrieb der Familie Lueger ist einer dieser Betriebe, bei dem Zucht schon seit Generationen mit Fachwissen, aber vor allem mit viel Engagement betrieben wird.

Christoph und Regina Lueger leiten gemeinsam den Betrieb vulgo Kern und werden tatkräftig von den Eltern und mittlerweile auch von den Kindern unterstützt. Die 55-köpfige Herde, bestehend aus den Rassen Fleckvieh und Holstein, wird in einem 2012 erbauten Laufstall gehalten. Im Zuge des Stallumbaus wurde von Anbindehaltung auf Laufstall umgestellt. Mittlerweile genießen die Milchkühe ihr Dasein in gut mit separierter Gülle eingestreuten Tiefbuchten und Spaltenboden. Bis vor fünf Jahren wurde im alten Stall mit einer Rohrmelkanlage gemolken. Die Kühe mussten händisch an das Melkzeug angesteckt werden, viel körperliche Arbeit war zu erledigen. Danach übersprang man den Melkstand und entschied sich für einen Melkroboter. Denkt man sich das einmal durch, so war es sicher ein sehr großer Umstieg von der Rohrmelkanlage zum Melkroboter, denn seit 2019 melkt der Lely A5 die Tiere. Spricht man mit der Familie über diese Entscheidung, so könnte sie sich ein automatisches Melksystem nicht mehr wegdenken. Eine Erleichterung der Arbeit, aber vor allem auch mehr Flexibilität sprechen für sich. Doch deshalb setzen sie sich nicht auf die ,,faule Haut“: Denn die eingesparte Zeit wird anderweitig verwendet. Vor allem hat man mehr Zeit für das Herdenmanagement. Die Luegers versuchen möglichst stressfreie Tiere zu halten, selbstverständlich geht auch die Gesundheit der Tiere Hand in Hand.

Vom Kalb zur Kuh

Der Grundstein für eine erfolgreiche Produktion von Milch und Fleisch wird schon bei den Kälbern gelegt. Um den Kleinsten am Hof einen bestmöglichen Start zu ermöglichen, wird ihnen am ersten Lebenstag Eisen und Selen verabreicht. Damit wird versucht, die Infektionsgefahr zu verringern und gleichzeitig den Saugreflex der Kälber zu stärken. Die Kälber werden in den ersten zwei Lebenswochen separat in Kälberiglus gehalten. Danach kommen sie in Gruppenboxen mit Tiefstreu, wo ihnen dann eine freie Aufnahme von Kälbermüsli und Heu zur Verfügung steht. Die Tränkung der Kälber erfolgt mittels Nuckeleimer. Mit drei Monaten ist dann aber Schluss mit der Milch. Die Tiere werden langsam von der Milch abgesetzt.

Familie Lueger: 1. Reihe: Maria, Natalie, Kerstin, Patrick, Regina; 2. Reihe: Franz, Niklas, Nicole, Christoph (v. li. n. re.)

Der Hof der Familie Lueger liegt auf 700 m Seehöhe in der oststeirischen Gemeinde Birkfeld

Der Hof der Familie Lueger liegt auf 700 m Seehöhe in der oststeirischen Gemeinde Birkfeld.

2012 wurde ein neuer Laufstall gebaut, gemolken wurde noch im alten Anbindestall mit einer Rohrmelkanlage. 2019 erfolgte der Umstieg auf einen Lely A5-Melkroboter.

Fütterung

Als Futtergrundlage stehen 26 ha Grünland und 10 ha Acker zur Verfügung, ein Großteil des Grünlandes wird fünf Mal gemäht. Den Milchkühen wird mit Hilfe eines Mischwagens, der mit Gras- und Maissilage sowie Getreideschrot befüllt wird, das Futter vorgelegt. Je nach Milchleistung wird der restliche Kraftfutterbedarf über den Melkroboter gedeckt. Die Trockensteher werden von den melkenden Tieren separat gehalten. Die trockenstehenden Tiere bekommen ausschließlich eine von einem viehlosen Betrieb zugekaufte dreischnittige Grassilage verfüttert. Die Kalbinnen werden in Großgruppen in einem Tiefstall gehalten und verbringen den Sommer auf der Weide. Aufgrund des Platzangebotes wird ein Teil der Kalbinnen auf einem Partnerbetrieb ausgelagert.

Für die Fütterung steht ein Mischwagen bereit, der mit Gras-, Maissilage und Getreideschrot befüllt wird.

Für die Fütterung steht ein Mischwagen bereit, der mit Gras-, Maissilage und Getreideschrot befüllt wird.

Kalbinnen und trockenstehende Tiere bekommen eine kaliarme Ration, um einer Überfettung vorzubeugen. Durch die zuerst hohen Tageszunahmen erfolgt die Erstbesamung im Alter von 15 Monaten. Um nichts dem Zufall zu überlassen, werden die Tiere mittels Ultraschall auf Trächtigkeit untersucht. Um eine genaue Selektion vornehmen zu können, werden alle Kalbinnen belegt und dann als Jungkuh vermarktet.

Doch wie schaut eine perfekte Kuh bei den Luegers aus?

Fragt man Christoph, was die Hauptmerkmale in der Anpaarung bei ihm sind, so bekommt man als präzise Antwort: „Rahmen, Euter, Hornlosgenetik.“ Man merkt genau, sie wissen was sie wollen. Obendrein ist der Euterboden, die Strichstellung und die Strichplatzierung von hoher Wichtigkeit und man ist bestrebt, die ,,optimale Roboterkuh“ zu züchten. Versucht wird, ganz bewusst auf die Stärken und Schwächen des Einzeltieres einzugehen und gleichzeitig ein breites Angebot der Stierauswahl auszunützen. Selbstverständlich forciert die Familie den Einsatz jüngster Genetik, um das genetische Potential ständig zu verbessern. Aufgrund dessen werden auch die wertvollsten Tiere über Embryotransfer genutzt. Dies dient vor allem der Verbesserung der weiblichen Genetik. Natürlich darf man nicht vergessen, dass die Embryonen auch eingesetzt werden müssen. Hierfür haben die Luegers natürlich die Lösung auch gleich parat, denn die 12 Holsteinkühe werden entweder gesext besamt und sonst wird ein Embryo ausgetragen. Management ist das A und O.

Glück gehabt!

Als Aushängeschild in der Herde kann die MANAUS-Tochter GUGGI angesehen werden. Bei einer Eliteversteigerung wollte man sie als Jungkalbin verkaufen. Doch da der gewünschte Preis nicht erreicht wurde, kam sie wieder zurück nach Koglhof. Der WIRBELWIND-Kandidat GS WILDTRAK Pp* entstammt aus diesem Kuhstamm. Nicht nur das ist besonders. Denn die G-Linie entstammt einem Tier, welches Christophs Mutter Maria zur Hochzeit geschenkt bekam. Man sieht also: Es sollte einfach so sein. Erzwingen kann man gar nichts. GS WILDTRAK Pp* wird mit einem GZW von 150 und einem Milchwert von 136 Punkten in Zukunft auf den Listen sicher ganz oben zu finden sein. Doch nicht nur dadurch glänzt er. Seine Stärken liegen auf jeden Fall in der Ausgeglichenheit. Im Fitnessbereich zeichnet ihn vor allem seine exquisite Eutergesundheit aus. Nicht zu vergessen, dass er auch für die Anpaarung von Kalbinnen geeignet ist.

GUGGI (V: Manaus), die Mutter von GS WILDTRAK Pp*, einem hochtypisierten WIRBELWIND P*S-Sohn

GUGGI (V: Manaus), die Mutter von GS WILDTRAK Pp*, einem hochtypisierten WIRBELWIND P*S-Sohn

Zukunftsperspektiven

Langweilig wird´s auf dem Kernhof auf jeden Fall nicht: In Zukunft ist die höchste Priorität das Züchten von langlebigen Tieren. Doch man blickt mit Stolz auf die Jahre zurück und auf das, was bereits erreicht wurde.

Betriebsdaten

Christoph und Regina Lueger, vulgo Kern, Aschau 25, 8190 Birkfeld

Lage: Bezirk Weiz, Oststeiermark

Seehöhe: 700 m

Arbeitskräfte:
Betriebsleiter Christoph und Regina, Eltern Franz und Maria

Betriebsgröße:
26 ha Grünland, davon 6 ha Hutweide, 4,5 ha Dauerweide, Rest 4-5 Schnitte, 10 ha Acker, 35 ha Wald

Betriebsschwerpunkte:
Milchwirtschaft und Forst

Tierbestand:
55 Milchkühe, 51 Kalbinnen

Kennzahlen:
Erstkalbealter: 25,9 Monate
Zwischenkalbezeit: 394 Tage

Milchleistungsentwicklung:
Milchleistungsergebnisse Lueger

Autorin: Anna Milchrahm, Rind Steiermark