Checkliste Biosicherheit Teil 3: Das Kälberiglu

Für ein frischgeborenes Kalb ist erst einmal alles neu und es durchlebt viele Erstkontakte. Das Gerücht, ein Kalb hätte bei der Geburt noch kein Immunsystem, ist zu stark vereinfacht und so nicht wahr. Ein gesundes Kalb verfügt über ein Immunsystem mit all seinen komplizierten Mechanismen, die dazu da sind, Krankheitserreger zu erkennen und abzuwehren. Es kennt die Krankheitserreger nur noch nicht und die Abwehr ist deswegen schwach und unspezifisch.

Bei Kälberiglus und Kälberboxen zählt Hygiene zum obersten Gebot

Bei Kälberiglus und Kälberboxen zählt Hygiene zum obersten Gebot (Foto: Berghold)

Das Immunsystem ist bei Geburt also uninformiert und untrainiert. Schützenhilfe bekommt es durch die Immunglobuline aus der Biestmilch, die nicht nur Informationen zum Erregergeschehen im Stall der Mutter liefern, sondern auch gleich zugeschnittene Abwehrhilfe. Dieser Schutz hält, abhängig von der Qualität des Kolostrums, der vertränkten Milchmenge und dem Ausmaß der letztendlich über den Darm aufgenommenen Immunglobuline, gut zwei bis drei Wochen an. Bis dahin muss das Kalb das eigene Immunsystem trainieren und entwickeln. Das kostet auch Energie und ein zu hoher Keimdruck mit zusätzlichen negativen Einflussfaktoren kann das junge Abwehrsystem auch überfordern und Krankheiten kommen zum Ausbruch. Kälber unnötigerweise zusätzlich einem Infektionsrisiko durch mangelnde Hygiene auszusetzen sollte also vermieden werden. Wie auch bei der Abkalbebox gilt bei den Kälberiglus und Kälberboxen Hygiene als oberstes Gebot.

Sauber für jedes Kalb

Es hilft viel, Kälberiglus bzw. Kälberboxen vor erneutem Belegen zu reinigen (mit Reinigungsmittel und Wasser) und trocknen zu lassen – am besten in der Sonne, da UV-Strahlung auch eine keimabtötende Eigenschaft hat. Wenn bekannterweise ein Kalb in der Box erkrankt war, kann auch eine zusätzliche Desinfektion mit entsprechenden Mitteln sinnvoll sein.

Gesunde Kälber schützen

Sichtbar erkrankte Tiere müssen separat von den gesunden aufgestallt werden und diese sollten am besten als letztes gefüttert und betreut werden, um Erregerverschleppung zu vermeiden. Die getrennte Aufstallung ist auch dann noch sinnvoll, wenn die Tiere eigentlich schon in die Gruppenhaltung wechseln sollten, so lange sie noch Krankheitssymptome aufweisen. Dafür sollte gegebenenfalls vom Tierarzt eine Bescheinigung eingeholt werden. Bei gesunden Kälbern gibt es dagegen Tendenzen, dass Gruppenhaltung von gleichaltrigen Kälbern förderlich für die Gesundheit und Entwicklung des Kalbes sind.

Kälbereimer ordentlich reinigen (Nuckel abschrauben)

Eine große Gefahr für junge Kälber ist Durchfall. Diese Erkrankung kann in den ersten Lebenswochen bis Monaten durch verschiedene Erreger hervorgerufen werden, die zum Teil aus dem Kot von erkrankten Tieren, aber auch aus der Verschleppung durch das Betreuungspersonal stammen können. Eine hygienisch einwandfreie Tränke unterstützt hier, dass die Kälber ausreichend Milch saufen und somit energetisch ausreichend versorgt sind und Infektionsgefahren minimiert werden. Sehr anfällig für Ablagerungen und damit unerwünschten Keimbefall sind die Schrauben und Nuckel, da hier zumeist beim oberflächlichen Reinigen Milchreste zurückbleiben, die potenziell krankmachenden Keimen Nahrung bieten. Zudem können sich aus solchen Ablagerungen regelrechte Biofilme bilden, die ein ständiges Erregerreservoir sind und mühselig zu entfernen sind.

(Auszug aus dem Artikel „Checkliste Biosicherheit Teil 3: Das Kälberiglu“ von Johanna Mandl, BEd, Milchwirtschaftsberaterin der LK NÖ; Fleckvieh Austria Magazin 1/23)