Der Kot – das Spiegelbild der Fütterung

Selbst das modernste Rationsprogramm in Kombination mit hochwertiger Fütterungstechnik nimmt die regelmäßige Überwachung der Tiere nicht ab. Schlussendlich gibt es in der Milchviehfütterung zu viele Variablen, die es unabdingbar machen, sich nicht nur auf die berechneten Zahlen am Papier zu versteifen.

Die genaue Betrachtung und Interpretation vom Kot der Kühe gibt einen sehr guten Aufschluss über die Verdauung sowie Tiergesundheit.

Der erste Eindruck zählt

Da alle Tiere dasselbe Grundfutter bekommen, sollte der Kot ziemlich einheitlich sein. Ist dies nicht der Fall, sollten bereits die Alarmglocken läuten. Möglichkeiten für stark unterschiedliche Kot-Konsistenz können zum Beispiel Kraftfutterselektion, Stoffwechselprobleme, Grippen etc. sein. Der anzustrebende Kotfladen weist eine breiige Konsistenz auf und ist weder zu dick noch zu dünn. Um sicher zu gehen, ob die Konsistenz entspricht, wird der „Stiefelspitzentest“ gemacht. Dazu wird die Stiefelspitze langsam in den Kotfladen geschoben und schnell wieder herausgezogen. Bleibt Kot an der Stiefelspitze kleben, ist die Konsistenz genau richtig.

Das Kotsieben gibt Einblick in Fütterung und Verdauung

Das Kotsieben gibt Einblick in Fütterung und Verdauung

Ursachen für zu dünnen Kot

Dünner Kot ist ein Anzeichen dafür, dass der Futterbrei den Verdauungstrakt zu schnell passiert hat und daher das Wasser nicht ausreichend entzogen wurde. Neben der Tatsache, dass dünner Kot der Tiere beim Melken keinen Spaß macht, führt dies zu einer verminderten Nährstoffaufnahme und somit zu einem Rückgang von Inhaltsstoffen und Milchleistung. Zusätzlich erhöht sich der Mineralstoffbedarf um ca. 10 Prozent, da neben den Nährstoffen auch Mineralstoffe ausgeschieden werden. An dieser Stelle ist es ganz wichtig, zwischen Durchfall und dünnen Kot zu unterscheiden. Die Erklärung dazu ist sehr simpel: Durchfall stinkt, währenddessen dünner Kot einen „normalen“ Geruch aufweist (bei einem Proteinüberschuss ist der Geruch etwas intensiver).

Dünner Kot ist grundsätzlich fütterungsbedingt und kann daher größtenteils vermieden werden. Es gibt jedoch Einzeltiere, welche unabhängig von der Fütterung immer dünnen Kot haben. Ein wichtiger Faktor für zu dünnen Kot ist die Eiweißversorgung. Bei Milchharnstoffwerten über 30 ist dünner Kot vorprogrammiert. Weiters spielt auch die Pansensynchronisation eine große Rolle. Bei zu hohen Mengen an Pansen verfügbarem Eiweiß kommt es trotz unauffälligen Harnstoffgehalten (18-25) zu dünnem Kot. Sehr kraftfutterreiche Rationen oder hohe Kraftfutterteilgaben (>2,5 kg) können zu Pansenazidosen führen. Ein typisches Symptom hiervon ist ein dünner Kot, wobei meistens eine feine „Bläschenbildung“ zu erkennen ist.

Zusätzlich hat auch die Mineralstoffversorgung einen Einfluss auf die Kotkonsistenz. Ein Überschuss an Kalium, Natrium, Magnesium, Zink und Molybdän sowie ein Mangel an Kupfer können Ursachen für zu dünnen Kot sein. Um herauszufinden, welches Element der Auslöser ist, muss eine Rationsberechnung gemacht werden.
Werden Schadstoffe wie zum Beispiel Rohasche, Schimmel etc. in zu hohen Mengen aufgenommen, ist dünner Kot eine natürliche Reaktion des Körpers, um das Tier vor den Giftstoffen zu schützen.

Ursachen für zu dicken Kot

Dicker Kot ist meistens das Resultat von einem Rohfaserüberschuss und/oder einem Proteinmangel. Beides hat auf das Tier keinen negativen Einfluss. Allerdings geht dabei Milchleistung verloren. Speziell im Sommer kann aber auch eine unzureichende Wasserversorgung die Ursache dafür sein. Bei einer solchen Vermutung sollte der Wasserverbrauch eruiert werden, um die tägliche Wasseraufnahme pro Kuh umrechnen zu können. Weiters gibt der Parameter „Hämatokrit“ im Zuge einer Blutuntersuchung einen guten Aufschluss über die Wasserversorgung des Tieres.

(Auszug aus dem Artikel „Der Kot – das Spiegelbild der Fütterung“ von Ing. Jonas Schiffer, unabhängiger Fütterungsberater, www.isuba.at; Fleckvieh Austria Magazin 1/23)