Unter dem Dach der Rinderzucht Austria wurde auf der Agrarmesse in Silleda in Nordspanien hervorragende Werbung für Fleckvieh „Made in Austria“ gemacht. Zu den präsentierten Tieren gehörten zwei Jungkühe aus dem renommierten Zuchtbetrieb Günzinger in St. Georgen/Obernberg, der den zweiten Platz im aktuellen Ranking „Fleckvieh-Züchter des Jahres“ belegt.
Außerdem wurde eine Zweitkalbskuh mit einem herausragenden Euter vom Betrieb der LFS Otterbach gezeigt. Zusätzlich wurden auf der Messe vier genetisch wertvolle Zuchtkälber präsentiert, die ebenfalls aus dem Zuchtbetrieb der Familie Günzinger stammten.
Die Ausstellungskollektion:
Zuchtkalb ALICE Pp*
(Megastar Pp* x IQ PS)
Zuchtkalb ALISSA Pp*
(Woozle PP* x GS Jedermann)
Zuchtkalbin ALPINE PP*
(Megastar Pp* x Hamlet Pp*)
Zuchtkalbin MALLORCA Pp*
(AT 35 5099 888 PP* x Herzpochen)
Jungkuh ANGIE Pp*
(GS Sputnik x Hermelin)
Jungkuh MARCELA Pp*
(IQ P*S x Mint)
Kuh HELENA
(Superior x Gentleman)
Das „Austria Fleckvieh Power Team“ Alex Manrique, Lukas Kalcher, Anna Preischer und Antonio Barreira mit zwei spanischen Züchterinnen
Zweimal täglich ging’s ans „Eingemelkte“
Der österreichische Messestand wurde zum Blickfang vieler fachkundiger Züchteraugen. Die sorgfältige Auswahl der Tiere durch den Exportmanager der Genetic Austria, Alexander Manrique Gómez, hat sich jedenfalls bezahlt gemacht. Die Kollektion beeindruckte nicht nur durch ihr Exterieur, sondern gerade dann, wenn es ans „Eingemelkte“ ging – zweimal täglich am Melkroboter in der Messehalle. Besondere Aufmerksamkeit erfuhr die österreichische Kollektion auch wegen der vielen genetisch hornlosen Tiere. Betreuerin Anna Preischer vom FIH führte die Kühe am roten Teppich täglich durch die Halle zum Melkroboter. Spätestens dann waren alle Augen auf das österreichische Fleckvieh gerichtet. Alle ausgestellten Tiere fanden in aufstrebenden Zuchtbetrieben in Nordspanien eine neue Heimat. Die Züchter wollen sich mit dieser Investition eine gute Basis für ihre zukünftige Fleckviehherde schaffen.
Etablieren der Marke Fleckvieh Austria
„Der Markt für Fleckvieh in Spanien wird seit 2012 aufgebaut“, erinnert sich Alexander Manrique Gómez. „Die Schwierigkeit war, einen guten und verläßlichen Partner in Spanien zu finden. Seit 2017 besteht nun die erfolgreiche Partnerschaft mit Ganados Barreira, mit der sich die Rasse sehr gut und vor allem schnell ausbreitet – besonders jetzt, wo die Fleischpreise hoch sind und die Züchter von der Doppelnutzung wirtschaftlich profitieren. Und Fleckvieh aus Österreich passt perfekt in diese Region, die der österreichischen Topographie sehr ähnlich ist“, so Manrique Gómez. Eine neue Rasse in einem sehr traditionellen Holstein-Züchterland zu etablieren, ist kein leichtes Unterfangen und stößt auch auf Gegenwind.
Viele Interessierte verfolgten das tägliche Melken der österreichischen Fleckviehkühe am Roboter in der Messehalle
Alexander Manrique Gómez erläutert die aktuellen Leistungsdaten anhand einer Liveübertragung aus dem Melkroboter der Familie Sandra und Ernesto Zulueta. Für Staunen sorgten die hohen Tagesgemelke der Fleckviehkühe am Betrieb
Fleckvieh aus Österreich – die Universalrasse
Die Vielseitigkeit des österreichischen Fleckviehs für unterschiedliche Produktionsmodelle wurde anhand von zwei Betriebsbeispielen eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Die Eigentümer der Farm Ametsleku sind Ernesto Zulueta und Sandra Ares aus der Provinz Biskaya im Baskenland. Beide sind tief in der Holstein-Zucht verwurzelt und dennoch inzwischen begeisterte Besitzer und Züchter von österreichischem Fleckvieh. Sie berichten zufrieden über ihre Ergebnisse eines direkten Vergleichs zwischen Fleckvieh und Holstein:
„Wir verfügen nur über 24 Hektar Land für unsere vielen Kühe – die Hälfte davon Fleckvieh, die andere Holstein. Wir arbeiten im Intensivsystem, wobei der Großteil des Futters zugekauft werden muss. Wir haben zwei Melkroboter angeschafft – einen für jede Rasse, mit etwa 60 Tieren pro Roboter. Dabei zeigt sich, dass Fleckvieh im Durchschnitt 30 Liter pro Tag liefert – mit deutlich höheren Inhaltsstoffen als die Holsteins. Ein weiterer großer Vorteil ist die einfachere Reproduktion bei Fleckvieh. Wir haben 2020 mit den ersten Importen von österreichischem Fleckvieh angefangen. Heute haben wir mehrere Fleckviehtiere in der 5. Laktation – bei unseren Holsteins kommen wir im Schnitt nur selten über 2,5 Laktationen je Kuh hinaus“, so Ernesto Zulueta.
Ein ausführliches Interview mit Ernesto und Sandra von der Farm Ametsleku lesen Sie in Ausgabe 4/2025 unseres Fleckvieh Austria-Magazins.
Die Eigentümer der Farm Ametsleku Ernesto Zulueta und Sandra Ares sind mit ihrem österreichischen Fleckvieh hochzufrieden
Einen völlig anderen Weg der Rinderzucht geht der Betrieb von Luís Carballo aus der Region Galizien. „Doppelnutzung, Leichtkalbigkeit, Langlebigkeit bei den Kühen und Lebensqualität bei mir“, so die Antwort von Luís Carballo auf die Frage, was ihm wichtig sei. „Die Kühe sollen für mich arbeiten – und nicht umgekehrt.“ Diese Philosophie brachte Luís Carballo vor über 15 Jahren dazu, einen ganz besonderen Betrieb aufzubauen: Weidegang ohne Kraftfutter, robuste Kühe mit österreichischer Fleckviehgenetik, die nur einmal täglich gemolken werden.
Ein System, das ihm nicht nur Lebensqualität, sondern auch eine hohe Rentabilität pro Liter Milch sichert, erklärt Luís Carballo sein Betriebsmodell. Er ist zufrieden mit der Produktivität seiner 40-köpfigen Fleckviehherde. Aktuell schafft seine Herde im Schnitt 7,5 Laktationen je Kuh.
Der Betrieb von Luís Carballo aus der Region Galizien – Weidegang ohne Kraftfutter und nur eine Melkung pro Tag
Die Philosophie von Luís Carballo (2. v. l.): „Die Kühe sollen für mich arbeiten – und nicht umgekehrt.“
Fleckvieh Made in Austria – ein Markenbegriff in Spanien
In Spanien setzen immer mehr Landwirte auf Fleckvieh aus Österreich, um ihre Betriebe mit leistungsbereiten, langlebigen und robusten Tieren zu bewirtschaften. Die Vertreter der Fleckviehzucht aus Österreich unterstützen dies mit der Lieferung von Samen, Embryonen und Zuchttieren direkt aus Österreich. Gleichzeitig werden lokale Züchter ermutigt, an Datenerfassungs- und Zuchtprogrammen teilzunehmen, um den Tierbestand zu stärken und seine stetige Weiterentwicklung zu sichern. Österreich hat in Spanien den Ruf als führendes Referenzland für Fleckviehzucht – die hohe genetische Qualität der Tiere wird geschätzt.
Eine neue Rasse wie das österreichische Fleckvieh in einem Land mit einer tief verwurzelten Tradition in der Viehzucht zu etablieren, ist keine einfache Aufgabe. Es reicht nicht aus, Spitzen-Genetik nur zu verkaufen – es bedarf auch einer kontinuierlichen Begleitung der Kunden. Fleckvieh aus Österreich hat sich in Spanien außerordentlich gut bewährt – sowohl in intensiven wie auch extensiven Produktionssystemen. Wieder ein Erfolgsbeispiel mehr, dass das einzigartige System der Doppelnutzung weltweit mehr und mehr Anhänger findet.
Fleckvieh Austria bedankt sich bei den Organisationen Rinderzucht Austria und Genetic Austria sowie bei Antonio Barreira von Ganados Barreira für diese erfolgreiche Zusammenarbeit in Spanien.
Autor:
DI Lukas Kalcher – Rinderzucht Austria
DI Alexander Manrique Gómez – Genetic Austria