Internationale Tagung für Ökologische Rinderzucht

Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und Partner organisierten die Veranstaltung „Züchterische Herausforderungen in der Ökologischen Milchviehhaltung“ im Online-Format. Mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Praxis, Beratung und Forschung folgten den Beiträgen der Tagung und der intensiven abschließenden Podiumsdiskussion. Die Beiträge beschäftigten sich mit Rahmenbedingungen, Konzepten, Zielrichtungen und Herausforderungen einer erfolgreichen Rinderzucht im biologisch geführten Betrieb. Der digitale Kongress bot die Rahmenbedingungen für den wichtigen Austausch unterschiedlicher Player der biologischen Rinderzucht. Teilnehmende aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Russland diskutierten die Beiträge.

In drei Übersichtsreferaten stellten die Referierenden die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Biorinderzucht unter sich wandelnden gesellschaftlichen Wertvorstellungen aus populationsgenetischer Sicht sowie aus Sicht der Bioverbände vor. Die anschließenden sieben Kurzreferate veranschaulichten das breite Spektrum biologischer Rinderzucht. Themen dabei waren die Zucht auf Basis konventioneller und genomischer Zuchtwerte, ökologische Zuchtprogramme, Anpaarung mit Triple A und Genetik für Weidehaltung. Die Vorträge und die Podiumsdiskussion mit Vertreterinnen und Vertretern der konventionellen und ökologischen Rinderzucht verdeutlichten unterschiedliche Vorstellungen von Biorinderzucht, zeigten aber auch klar auf, dass es ein Miteinander und kein Gegeneinander bei der Erreichung des Ziels „erfolgreiche Biorinderzucht“ gibt.

Fazit war, dass ein eigenes „ökologisches Zuchtprogramm“ nicht notwendig sei, um die Ziele der biologisch wirtschaftenden Betriebe zu erreichen.

Seitens Fleckvieh Austria wurde das klare Bekenntnis abgegeben, dass eine Selektion der Besamungsgenetik nach dem ÖZW in Kombination mit der unabdingbaren Nutzung der am Markt angebotenen Anpaarungsprogramme Mittel der Wahl für Bio-Betriebe ist und auch für die Zukunft sein soll. Der seitens der Vertreter der Bio-Verbände ausgesprochene Wunsch nach einer stärkeren Einbringung der biologisch wirtschaftenden Betriebe in den Gremien der Zuchtorganisationen kann nur unterstützt werden. „Wer extensiv wirtschaftet, muss intensiv züchten.“ Moderne Zuchtmethoden wie die Genomik ermöglichen eine frühe und verstärkte Selektion von männlicher und weiblicher Genetik nach den in biologisch wirtschaftenden Betrieben so wichtigen Sekundärmerkmalen. Daher ist diese Züchtergruppe gefordert, diesen fortschrittlichen Weg der Rinderzucht auch mitzugehen und die sich dadurch bietenden Chancen zu nutzen.

Die aktuell in der konventionellen Zucht verwendeten Werkzeuge wie die intensive Nutzung der elektronischen Zuchtwertdatenbanken der Rinderzucht Austria und der LfL sowie das Angebot der Zuchtberatung durch die Berater der Verbände unter Einbeziehung von elektronisch unterstützten Anpaarungsprogrammen wie OPTIBULL oder GS AIO sollten von den Bio-Betrieben noch stärker als bisher in Anspruch genommen werden. Mit dieser Unterstützung ist es längerfristig möglich, konsequent Genetik für die betriebsindividuellen Ansprüche zu selektieren. Die Einführung des „Ökologischen Gesamtzuchtwertes“ – ÖZW“ im Jahr 2017 wird als wichtige und für die Zukunft richtige Maßnahme von allen Seiten gesehen.

In Österreich stehen aktuell rund 20 Prozent aller Fleckvieh-Herdebuchkühe auf biologisch wirtschaftenden Betrieben. Fleckvieh Austria versucht, diese Betriebe in ihren züchterischen Entscheidungen dahingehend zu unterstützen, dass sowohl online auf www.fleckvieh.at als auch im Printmagazin „Fleckvieh Austria“ nach jeder Zuchtwertschätzung eine spezielle Topliste der Stiere gereiht nach dem ÖZW veröffentlicht wird.

Autor: Reinhard Pfleger, Fleckvieh Austria

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