Tubes – für jeden Zweck der richtige Schlauch

Schlauchlüftungssysteme (Tubes) in Rinderställen sind auf dem Vormarsch. Sie bringen mehr Frischluft in niedrige Alt- und Kälberställe und kühlen im Sommer sogar in offenen Neubauten. Sie sind vielseitig einsetzbar, aber sie bieten nur Ergänzungen und Verbesserungen. Sie bieten keinen Ersatz in der freien Lüftung bei mangelhaftem Luftwechsel. Für jeden Verwendungszweck und für jeden Stall braucht es eine individuelle Lösung. Wir zeigen die Unterschiede auf.

Tubes - Für jeden Zweck der richtige Schlauch

 

Wie funktionieren Schlauchlüftungen?

Die Funktionsweise ist unabhängig vom Einsatzzweck des Schlauches. Ein Ventilator bläst Frischluft von außen in einen Schlauch aus Polyethylen, Polyester, PVC oder Textilgewebe. Im Schlauch sind Löcher; aus diesen tritt die Frischluft kontinuierlich in den Stall. Dies sorgt im Kälberstall oder Altbau für eine Erhöhung des Luftaustausches oder bringt Kühlung für Kühe im Neubau. Dabei braucht es je nach Verwendungszweck unterschiedliche Luftgeschwindigkeiten. Im Kälberstall darf die Windgeschwindigkeit nicht zu hoch sein, während im Kuhstall zur Kühlung möglichst hohe Luftgeschwindigkeiten gewünscht werden. Eine der wichtigsten Grundvoraussetzungen für die Funktion des Tubes ist, dass aus allen Löchern die Luft mit derselben Geschwindigkeit austritt.

Woher kommt das Prinzip?

Schlauchlüftungen werden in geschlossenen Kälberställen in den USA eingesetzt. Durch den kontrollierten Eintrag von zugluftfreier Frischluft wird die Konzentration an Schadgasen sowie die Keimbelastung massiv verringert. Die Kälbergesundheit verbessert sich dadurch signifikant. Aufgrund der positiven Effekte hat das System den Weg über den großen Teich geschafft und hielt vor ein paar Jahren auch in den ersten Ställen in Österreich Einzug. Die ersten Lösungen, teilweise im Selbstbau, waren oft erfolgreich, oft auch nicht. Schnell wurde klar, dass der Selbstbau an Grenzen stößt. Nur wer den Schlauch wirklich korrekt berechnet, hat Erfolg.

Wo sind Tubes einsetzbar?

Kälberstall
Tubes können Frischluft in Ställe bringen, die ansonsten lüftungstechnisch schwierig sind. In geschlossenen Kälberställen ist es eine große Herausforderung, genügend Frischluft in den Tierbereich zu bekommen, ohne dass Zugluft entsteht. Für diesen Einsatzzweck sind die Tubes geeignet.
Zu beachten gibt es aber:

  • Auf einer Höhe von 1,20 m darf nicht mehr als 0,2 m/s Luftgeschwindigkeit vorhanden sein, sonst hat man unerwünschte Zugluft.
  • Die Temperaturdifferenz der Stallinnentemperatur und der Außentemperatur darf nicht höher als 2 Grad Celsius sein. Hat es im Winter 5 Grad plus im Kälberstall und 2 Grad minus draußen, würde der Tube unablässig Kaltluft auf die Kälber blasen. Das muss unbedingt vermieden werden. Gute Steuerung, die genau bei solchen Verhältnissen ausschaltet, ist vonnöten oder man erwärmt die Frischluft vor dem Einblasen in den Stall. Es wird derzeit von den Marktführern an Lösungsansätzen dieser Problematik gearbeitet.

Kuh-, Jungvieh- oder Maststall
Beim Einsatz von Tubes in Kuh-, Jungvieh- oder Mastställen gibt es ebenfalls ein paar Dinge zu bedenken.

  • In niedrigen Altgebäuden, wo Ventilatoren aufgrund der geforderten Montagehöhe und ihrer Größe oft scheitern, kann durch die Montage von einem Tube der Luftwechsel zumindest im Winter und in der Übergangszeit um ein Vielfaches verbessert werden. Dies wirkt sich positiv auf die Tiergesundheit und Leistung aus.
  • Man muss prinzipiell zwischen Winter- und Sommerlüftung unterscheiden. Im Winter reicht ein 4–6-facher Luftwechsel im Stall in der Stunde aus, ähnlich wie im Kälberstall oder etwas darüber. Bei wärmeren Temperaturen (über 25 Grad Celsius) brauchen wir jedoch den 60–100-fachen Luftwechsel pro Stunde. Diese Luftmengen sind mit dem Tube alleine nicht erreichbar.
  • Daher ist eine Kühlung mit Tubes im Tierbereich als ergänzende Maßnahme anzuwenden.

Auszug aus dem Artikel „Tubes – für jeden Zweck der richtige Schlauch“ von DI Monika Gstöttinger, Beratungsstelle Rinderhaltung OÖ; Fleckvieh-Austria-Magazin 3/2022; Foto: Beratungsstelle Rinderhaltung OÖ