Verein der Fleckviehzüchter Salzburgs feiert 60 Jahr-Jubiläum

Fleckvieh passt perfekt!

Trotz oder gerade wegen des nicht so einladenden Wetters waren rund 1.300 Besucher, der Großteil davon Rinderhalter aus dem Flachgau mit Familien, aber auch aus dem Innviertel, gekommen, um an diesem Fest beim „Bäckerbauer in Eugendorf“ teilzunehmen.

Wie schon beim 50-Jahr-Jubiläum vor 11 Jahren war alles perfekt organisiert, alle halfen zusammen, um sich entsprechend präsentieren zu können – gerade in Zeiten, wo neue Herausforderungen auf den Verband zukommen. Was eben vor 60 Jahren gegen Widerstand der offiziellen Tierzucht von einigen Pionieren durchgesetzt werden musste, ist mittlerweile selbstverständlich und bestärkt viele, in dieser bewährten Tradition fortzufahren.

Gesamtsiegerinnen der Rinderschau des Vereins der Fleckviehzüchter Salzburgsu

Die Gesamtsiegerinnen der Rinderschau des Vereins der Fleckviehzüchter Salzburgs

Aus kleinen Anfängen wurde Großes

„In 50 Jahren vom Außenseiter zur Nummer 1 in Salzburg“ – mit diesem Titel wurde 2012 schon bei der Reportage im „Salzburger Bauer“ zum 50-Jahr-Jubiläum die Entstehungsgeschichte dieses aufstrebenden Vereins beschrieben. Ein Titel, der damals vielleicht etwas provokant klang, aber wenn man sich die Vereinsgeschichte anschaut, ist eben der Verein durch diese bewusste Eigenständigkeit zur heute erfolgreichen Organisation herangewachsen, wobei man immer auf Zusammenarbeit mit verlässlichen Partnern zählen konnte. In diesem Zusammenhang wird die Partnerschaft mit dem Fleckviehzuchtverband Inn- und Hausruckviertel und dem VVG Oberbayern als besonders gut und erfolgreich gesehen.
Diesen außerordentlichen Erfolg und das heutige Erscheinungsbild verdankt der Verein der Salzburger Fleckviehzüchter nach wie vor den damals 15 Gründungsmitgliedern, die im Jahr 1962 den VFS gründeten, gegen eine Vielzahl rechtlicher und bürokratischer Hindernisse. Deswegen war es auch sehr erfreulich, dass Ehrenobmann und Gründungsmitglied Hans Spatzenegger die Veranstaltung besuchte. Heute steht der VFS, gleichsam dem berühmten gallischen Dorf, gefestigt in der Verbandslandschaft mit über 8.000 Herdebuchkühen in den rund 260 Mitgliedsbetrieben. Der VFS vermarktet jährlich über FIH und VVG Niederbayern rund 4.500 Kälber über Versteigerung und Sammelstellen und etliche hundert Zuchtkalbinnen. Dazu noch eine nicht zu unterschätzende Anzahl an Schlachtrindern.

60 Jahre nach der Gründung des VFS ist Fleckvieh insgesamt auch der größte Rassenblock im gesamten Land Salzburg und kann somit als Motor für die Entwicklung der Rasse im Bundesland gesehen werden.

„Kuh ist Motor der ländlichen Wirtschaft und Tourismus“

Obmann Hermann Schwärz begrüßte die rund 1.300 Besucher und Ehrengäste sowie Vertreter des FIH und der VVG Oberbayern und bedankte sich bei allen Helfern, die beim Aufbau und bei der Vorbereitung engagiert mitgearbeitet hatten. Ganz besonders auch bei der Eugendorfer Bauernschaft, die die Megaaufgabe der Verköstigung zu stemmen hatte. Er wies ausdrücklich darauf hin, dass die Doppelnutzungsrasse Fleckvieh heute in Salzburg die am weitesten verbreitete Rinderrasse ist, die sich optimal an die unterschiedlichen Anforderungen und natürlichen Voraussetzungen vom Lungau bis zum Flachgau anpasst und so das Einkommen von vielen rinderhaltenden bäuerlichen Betrieben garantiert. Gleichzeitig fordert er aber mehr Verständnis dafür, dass die Kuh nach wie vor ein Garant für die nachhaltige ländliche Entwicklung gerade in den Tourismusregionen ist, man denke nur an die zahlreichen Bauvorhaben in der Landwirtschaft und an die kostengünstige „landschaftsgestaltende“ Leistung der Rinder bei der Erhaltung der traditionellen Kulturlandschaft im Almgebiet. Ebenso appellierte er an alle Züchter, weiterhin so engagiert zu arbeiten und alles zu unternehmen, damit die Zuchtarbeit weiterhin in bäuerlicher Hand bleibt. Ganz besonders bedankte er sich bei der Familie Trickl, Bäckerbauer für die Möglichkeiten, auf deren Hof die 60-Jahr-Feier abhalten zu dürfen.

Preisrichten am Vormittag vor vollen Rängen

Der Stolz und die Freude über das Erreichte waren an diesem Festtag nicht nur bei Obmann Hermann Schwärz und Geschäftsführer Bernhard Seifried, sondern bei allen Züchterinnen und Züchtern spürbar. Sowohl in der Halle als auch im Festzelt waren alle Plätze besetzt, sodass man zusammenrücken musste, was der Stimmung noch mehr Auftrieb verlieh. Im Mittelpunkt standen die Fleckviehtiere aus dem ganzen Flachgau und teilweise aus dem Tennengau. Man fühlte dabei so eine Stimmung und Gemeinschaft wie vielleicht damals bei der Gründung des ersten Fleckviehzuchtverbandes in Salzburg vor 60 Jahren.

Moderiert wurde die Veranstaltung durch Johanna Schachinger, selbst begeisterte Charolais-Züchterin und Bäuerin. Sie führte charmant vor voll besetzten Rängen durch den Vormittag und stellte zu Beginn alle Burschen und Mädchen vor, die ein Kalb oder Jungrind herausgeputzt hatten und mit vollem Einsatz im Ring dem Publikum präsentierten. Ein begeisterter Applaus für die zukünftigen Bäuerinnen und Bauern ließ nicht auf sich warten.

Jungzüchter bei der 60 Jahr-feier des VFS am 16. April 2023
Moderatorin Johanna Schachinger begrüßt die Jungzüchter

Eine Flachgauer Fleckviehschau, die keinen Vergleich scheuen braucht

Als Preisrichter fungierte Alex Hörmandinger, selbst leidenschaftlicher Züchter und Jungzüchterobmann des FIH. Eine sehr enge Entscheidung gab es bei der ersten Gruppe der leistungsbereiten Jungkühe. An die erste Stelle stellte der Preisrichter die elegante VOGTLAND P*S-Tochter SASKIA vom Betrieb Theresia Strasser aus Obertrum. Ihr folgte am zweiten Platz die sehr korrekte SEHRGUT-Tochter WETTY vom Betrieb Veronika und Franz Wieder aus Henndorf.

Auch für die zweite Gruppe der Erstlingskühe, alle schon wieder trächtig, fand der Preisrichter lobende Worte. „Alle Kühe in diesem Ring haben ihre Qualität.“ Siegerin wurde hier die sehr rahmige EVERGREEN-Tochter GAMINA vom Betrieb Katharina und Mathias Ebner aus Faistenau. Ihr folgte am 2. Platz PETRONELLA (V: Vogtland P*S) vom bekannten Zuchtbetrieb Andreas Übetsroider aus Nussdorf. Es waren nur Nuancen oder gesetzte Schwerpunkte, die hier den Unterschied ausmachten.

Siegerin Gruppe1: SASKIA (V: VOGTLAND) vonStrasser Theresia, Obertrum

Siegerin Gruppe1: SASKIA (V: VOGTLAND) von Strasser Theresia, Obertrum

Siegerin Gruppe 2: GAMINA (V: EVERGREEN) von Ebner Katharina und Mathias, Faistenau

Siegerin Gruppe 2: GAMINA (V: EVERGREEN) von Ebner Katharina und Mathias, Faistenau

Ab der großen Gruppe der Kühe mit zwei Abkalbungen war kein Platz mehr frei und die Stimmung in der Halle hervorragend. Bei der Qualität der Kühe war vor allem bei den Eutern der Zuchtfortschritt in den letzten Jahrzehnten offensichtlich. Über den Sieg in dieser starken Gruppe freute sich der Betrieb Elisabeth und Franz Grössinger aus Eugendorf. Er gewann mit seiner GS HESSE-Tochter BIRDY nicht nur die Gruppe, sondern wurde auch Gesamtsieger bei den Jungkühen. Diese Kuh bestach durch ein überragendes Euter und ihren Doppelnutzungstyp. Georg Neureiter aus Kuchl wurde Zweiter in der Gruppe und musste sich mit seiner sehr starken und tiefen GS PANDORA-Tochter LEA nur der späteren Gesamtsiegerin geschlagen geben.

Auffällig in allen Gruppen war die gute Euterqualität. In der Gruppe der Kühe mit drei Abkalbungen stellte der Preisrichter die JANDA-Tochter SEGEN mit ihrem sehr hoch angesetzten Euter vom Betrieb Patrick Brunauer aus Adnet an die Spitze. An die zweite Stelle wurde die GS VERSETTO-Tochter SASKIA vom Betrieb Rudolf Hauthaler aus St. Georgen bei Salzburg gereiht.

Siegerin Gruppe 3 u. Gesamtsiegerin jung: BIRDY (V: GS HESSE) von Grössinger Elisabeth und Franz, Eugendorf

Siegerin Gruppe 3 u. Gesamtsiegerin jung: BIRDY (V: GS HESSE) von Grössinger Elisabeth und Franz, Eugendorf

Siegerin Gruppe 4 u. Gesamtsiegerin der älteren Kühe: SEGEN (V: JANDA) von Brunauer Patrick, Adnet

Siegerin Gruppe 4 u. Gesamtsiegerin der älteren Kühe: SEGEN (V: JANDA) von Brunauer Patrick, Adnet

Die von der Bundesschau bekannte, frisch abgekalbte HUGOBOSS-Tochter PAULA vom Betrieb Andreas Übetsroider aus Nussdorf bestach durch ihre Gesamterscheinung und das beeindruckende Hintereuter. Über den zweiten Platz in dieser Gruppe freute sich Franz Wieder aus Henndorf in dieser Gruppe mit vier Abkalbungen.

In der letzten Gruppe wurden Dauerleistungskühe mit fünf und mehr Abkalbungen vorgeführt. Es präsentierten sich vitale Kühe, denen man ansah, dass diese Kühe in erster Linie ihr „Hauptnahrungsmittel“ vom Grünland erhalten. Die Kühe wirkten absolut unverbraucht. In dieser Gruppe, entschied sich der Preisrichter letztendlich für die umsatzbetonte GS PANDORA-Tochter RITA vom Betrieb Gimpl Tanja und Markus aus Eugendorf. Ihre Kuh gewann vor der LUCKY-Tochter FANNY vom Betrieb Franz Trickl.

Siegerin Gruppe 5: PAULA (V: HUGOBOSS) von Übetsroider Andreas, Nussdorf

Siegerin Gruppe 6: RITA (V: GS PANDORA) von Gimpl Tanja und Markus, Eugendorf

Siegerin Gruppe 6: RITA (V: GS PANDORA) von Gimpl Tanja und Markus, Eugendorf

Richtig spannend wurde es noch einmal bei der Kür der Gesamtsiegerin der älteren Kühe aus den Siegerinnen der Kühe mit drei, vier und fünf bis sieben Abkalbungen. An diesem Tag gab es für den Preisrichter mit der JANDA-Tochter SEGEN vom Betrieb Brunauer Patrick aus Adnet eine eindeutige Siegerin. Kommentar des Preisrichters: „Jeder Fleckviehzüchter hätte diese Kuh gerne im Stall!“

Glückliche Gesichter bei der Siegerehrung am Nachmittag

Bei dieser Veranstaltung gab es nur Gewinner, dies hob Obmann Hermann Schwärz bewusst hervor. Ein Geburtstagsfest in diesem Umfang ist nur möglich, wenn alle mithelfen. Alle Beschicker der Ausstellung freuten sich über eine Ehrenglocke, gespendet von den großzügigen Sponsoren. Den Hauptpreis, eine Fleckviehkalbin gespendet vom Raiffeisenverband Salzburg-Salzburger Lagerhaus gewann Markus Ranseder aus Vöcklamarkt. Über den Gewinn eines Zuchtkalbes, gesponsert von der Firma Stockinger, freute sich Maria Taglöhner.

Nach 60 Jahren und am Ende dieser Ausstellung sind sich alle einig: Fleckvieh passt perfekt, um einer von der Gesellschaft akzeptierten Landwirtschaft in einem immer stärker auf den Tourismus ausgerichteten Bundesland Salzburg und den wirtschaftlichen Erfordernissen der Betriebe gerecht zu werden. Und übereinstimmend dabei auch die Meinung, dass dieses Jubiläum sowohl aus der Sicht des Vereines als auch aus der Sicht der aktuellen Ereignisse rund um den Verein zum absolut perfekten Zeitpunkt abgehalten wurde.

Autor: Dr. Martin Mayer, Agro-PR und Dr. Josef Miesenberger, FIH

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