Weidekeratitis: Rote Augen auf der Alm

Auf Almen in mehreren Gebirgsregionen wurden in den letzten Jahren gehäuft Tiere mit schweren Augenentzündungen beobachtet. Diese sogenannte Weidekeratitis der Rinder wird durch Bakterien verursacht und ist eine typische Weideerkrankung im Sommer. Oft erkranken mehrere Tiere eines Bestandes und in schweren Fällen können die Tiere erblinden.

Die Weidekeratitis trifft Rinder praktisch ausschließlich in den Sommermonaten. Andere Namen für diese Krankheit sind infektiöse bovine Keratokonjunktivitis (IBK) oder Pink eye („rosa Auge“). Die Erkrankung wird von mehreren ähnlichen Bakterien, hauptsächlich den sogenannten Moraxellen, verursacht. Die Bakterien kommen in geringer Anzahl auch in gesunden Rinderaugen vor. Erst verschiedene Faktoren führen zum Ausbruch der Erkrankung. Diese Faktoren sind zum Beispiel starke Sonneneinstrahlung, Wind, Staub und die Belastung durch Fliegen. Auch das Lebensalter der Rinder spielt eine Rolle. Weil die Tiere eine gewisse Immunität im Laufe ihres Lebens entwickeln können, erkranken vor allem jüngere Tiere.

Übertragung auch durch Fliegen

Kommt es bei einem Tier durch diese genannten Faktoren zu einer Entzündung der Augen, dann vermehren sich die Bakterien darin massiv. In weiterer Folge können die Erreger durch direkten Kontakt der Rinder untereinander, aber auch durch Fliegen, auf weitere Tiere übertragen werden. Oft erkranken dann rasch mehrere Rinder eines Bestands bzw. einer Alm an Augenentzündungen, die unterschiedlich starke Ausprägungen haben können.
Im Almsommer 2019 gab es beispielsweise im Bundesland Salzburg mehrere betroffene Almen in den Gebirgsgauen. Im Verlauf von wenigen Wochen sind etliche Rinder auf diesen Almen an höchst schmerzhaften Augenentzündungen erkrankt. Durch weiterführende Untersuchungen konnte das Bakterium Moraxella bovoculi als Verursacher ausgemacht werden. Aufgrund des Krankheitsverlaufs waren die Tiere in ihrem Verhalten so sehr eingeschränkt, dass sie von den Landwirten auf die Heimbetriebe zurückgeholt werden mussten. Die Schwere der Krankheit war auch in den Salzburger Fällen jedoch von Tier zu Tier sehr unterschiedlich.

Vier Krankheitsstadien

Bei der Weidekeratitis des Rindes werden vier Stadien beschrieben, wobei meistens nicht alle durchlaufen werden. Viele erkrankte Tiere zeigen nur Stadium eins und zwei. Das erste Stadium zeigt sich durch Rötung des Auges, starker Tränenfluss, Schwellung, Lichtscheue und vermehrtes Blinzeln. Bei Stadium zwei beginnt die Hornhaut trüb zu werden. Diese Trübung verstärkt sich bei Stadium drei: Die Hornhaut wird grau bis weiß und es treten gelbe Eiterherde auf der Hornhaut auf. Im vierten Stadium schließlich bilden sich tiefe Geschwüre an der Hornhaut, die das Auge zerstören.

(Auszug aus dem Artikel „Rote Augen auf der Alm“ von Mag. Marion Hörl-Rannegger, TGD Salzburg; Fleckvieh Austria Magazin 2/20)