Züchterreise nach Kroatien: 700 Mutterkühe auf 1000 Hektar

Mutterkuhbetrieb statt Tierarztpraxis
In Velika Gorica südlich der kroatischen Hauptstadt Zagreb wurde die Reisegruppe am Betrieb der Familie Dzakula sehr herzlich empfangen. Der Betriebsführer, selbst Veterinärmediziner, präsentierte stolz den Familienbetrieb mit rund 70 Mutterkühen. Trotz seines abgeschlossenen veterinärmedizinischen Studiums zeigte sich schon bei der Begrüßung ganz klar, dass er die Entscheidung, selbst Landwirtschaft zu betreiben, noch nie bereut hat.
Seine Mutterkuhherde setzt sich neben einigen Angus- und Hereford-Kühe zum größten Teil aus Fleckviehtieren zusammen. Zum Leidwesen der Betriebsführer mussten im vergangenen Jahr einige Kühe zugekauft werden, da aufgrund einer sehr aggressiven Seuche einige Mutterkühe ausgeschieden werden mussten. Entsprechend dem schwachen Angebot an reinrassigen Fleckviehkühen haben sie sich infolge auch für Kreuzungskühe entschieden.
Im Winter wird mittels Futterkrippen Grassilage und Heu gefüttert. Einen Stall gibt es nur für Abkalbungen.Fleckviehherde des Betriebes Dzakula
Die Haltung der gesamten Herde findet grundsätzlich ganzjährig auf den Weideflächen statt. Nur jene Kühe, die in den Wintermonaten abkalben, werden in dieser kalten Jahreszeit in sehr einfachen Stallungen gehalten. Dem großen Teil der Herde wird im Winter lediglich mittels Futterkrippen Grassilage und Heu auf den Weiden beigefüttert.
Sprungstier aus der SteiermarkAls Sprungstiere kommen hornlose Fleckvieh-Fleisch-Stiere zum Einsatz, die von österreichischen Züchtern zugekauft wurden.
Als besonderen Vorteil der Fleckvieh-Fleisch-Stiere sieht Familie Dzakula die Möglichkeit der eigenen weiblichen Nachzucht.
Im Vergleich zum österreichischen Markt sind in Kroatien leichte Schlachtkörper bei Jungrindern besonders gefragt.undnbsp; Daher werden auch am Betrieb der Familie Dzakula die Jungrinder oft schon mit sechs Monaten vermarktet.
Als besondere Herausforderung sieht der Betriebsführer die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen an, die teilweise schon über 30 Jahre nicht bewirtschaftet wurden. In dieser Region konnte man 1 ha landwirtschaftliche Nutzfläche für rund 1.500 Euro erwerben. Die Möglichkeiten zur intensiven Bewirtschaftung der Flächen gestalteten sich aufgrund der schlechten Mechanisierung und den geringen Mengen an Wirtschaftsdüngern (ganzjährige Weidehaltung) für die Bauern jedoch als sehr schwierig.
Unendliche Weideflächen in der Region um Donja Gračenica
1000 ha für 700 MutterküheEin gewaltiges Flächenausmaß von 1000 Hektar an Weideflächen nutzen in der Region um Donja Gračenica zwölf Betriebe mit insgesamt rund 700 Mutterkühen und Kälbern.
Die Herden werden rund sieben Monate auf den Weideflächen gehalten und über die Wintermonate auf den jeweiligen Betrieben wieder eingestallt. Im Gegensatz zum Betrieb der Familie Dzakula ist für die Betriebe in dieser Region die ganzjährige Weidehaltung nicht möglich, weil die Weideflächen über die Wintermonate aufgrund der vielen Niederschläge überschwemmt werden. Ähnlich gestaltet sich der Absatzmarkt für Jungrinder und Einsteller. Das durchschnittliche Vermarktungsalter liegt bei sieben Monaten und das Durchschnittsgewicht bei 200 kg. Trotz des großen Flächenausmaßes der Weideflächen sind die Tiere ihren Bauern durchaus vertraut. Am Ende der Weidesaison können alle Tiere ohne wesentliche Schwierigkeiten voneinander unterschieden werden und auf den richtigen Betrieben wieder eingestallt werden.
Sehenswerte Milch- und Fleischleistungen
Milchviehstall für 100 Fleckvieh-KüheEin kroatischer Milchviehstall für 100 Fleckvieh-Kühe
Die besichtigten Betriebe in den nördlichen Regionen Kroatiens, einer mit rund 100 Kühen und Nachzucht und der zweite Zuchtbetrieb mit rund 30 Fleckvieh-Kühen, schafften es, ihrer Betriebsgröße entsprechend Innen- und Außenwirtschaft intensiv bewirtschaften zu können. Im Vergleich zu den beiden Mutterkuhbetrieben würden hier die Betriebsführer gerne mehr Land bewirtschaften, jedoch haben sie von der örtlichen Verwaltungsebene jeglichen Zugang zu Nutzflächen verwehrt bekommen. Beide Landwirte berichteten auch von eher höheren Pachtpreisen (200 Euro pro ha).
Äußerst problematisch sehen beide Landwirte die Zusammenarbeit mit denundnbsp; Molkereibetrieben. Trotz regelmäßigen und verhältnismäßig hohen Anlieferungen (ca.6000 kg/Kuh u. Jahr) kommen die Milchgeldabrechnungen oft erst Monate später bei den Bauern an und dann oft nicht zur Gänze.
Autor und Fotos: Lucas Pichler, LK Kärnten, Tierproduktion und Vermarktung

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