Familie Pürcher, Steiermark

Bewährte Strategie

Der Betrieb der Familie Pürcher, vlg. Diglanger, liegt im Steirischen Salzkammergut, in der Gemeinde Bad Mitterndorf. Sandra und Albert bewirtschaften den Fleckviehzuchtbetrieb seit 1997. Die Grundpfeiler in der Milchproduktion am Betrieb sind mehr als 10.000 kg Milch abzuliefern, möglichst keinen Viehzukauf zu tätigen und kein Grundfutter zuzukaufen.

Diese Strategie hat sich in den letzten Jahren sehr gut bewährt. Ein weiteres Standbein des Betriebes ist die bäuerliche Zimmervermietung im Rahmen von „Urlaub am Bauernhof“. Am Betrieb spürt man nicht nur Sandra und Albert, sondern auch ihre erwachsenen Kinder sind stark in der Rinderzucht und Milchwirtschaft verwurzelt.

Gebäude

Im Jahre 1998 wurde am Betrieb ein neuer Laufstall für ca. 30 Kühe plus Nachzucht errichtet. 2009 wurden Außenliegeboxen und ein Auslauf dazu gebaut. 2010 wurde ein Stallgebäude gepachtet und als Jungviehstall umgebaut. 2017 wurden weitere Außenliegeplätze und ein Trockensteherbereich errichtet. 2021 wurde ein neues Melkhaus mit einem 2 x 8er-Fischgrätenmelkstand gebaut. Dadurch konnte die Melkzeit von zweieinhalb auf eineinhalb Stunden reduziert werden. Im Laufe der letzten Jahre wurden am Betrieb die Kuhplätze laufend erhöht, aber auch Verbesserung im Sinne des Kuhkomforts durchgeführt.

Der Betrieb der Familie Pürcher liegt in Bad Mitterndorf in der Obersteiermark auf einer Seehöhe von 820 m.

Familie Pürcher, v. l.: Johanna, Jakob, Albert, Sandra, Klara, Lena

Familie Pürcher, v. l.: Johanna, Jakob, Albert, Sandra, Klara, Lena

Maschinenausstattung

Die Erntearbeiten werden hauptsächlich vom Maschinenring bzw. einer Häckslerkette durchgeführt. Das Mähen und Anstreuen wird vom Betrieb erledigt. Das gehäckselte Futter ist nicht nur besser verdaulich, die Silos sind besser ausgelastet und vor allem ist die Mischbarkeit des Futters deutlich besser. Grundsätzlich investiert man auf dem Betrieb Pürcher lieber in Grund und Boden als in Maschinen.

Fütterung

Besonderes Augenmerk wird auf die optimale Grundfutterversorgung gelegt. Gefüttert wird am Betrieb eine Totalmischration. Dadurch gibt es keinen Stress beim Transponder, die Herde ist ruhiger und besonders die Erstlingskühe können sich bei diesem System besser entwickeln. Die Futtervorlage erfolgt mit einem Mischwagen. Die Ration ist extrem kurz und feucht, um einer Selektion beim Fressen vorzubeugen.

Für Albert und Sandra ist auch die metabolische Programmierung von großer Bedeutung. Das heißt: „Im Mutterleib beginnt bereits die Haltung der Kälber“. Aus dieser Erkenntnis resultiert die Überzeugung, dass die Fütterung und Haltung der Trockensteher von großer Bedeutung ist.

Besonderes Augenmerk wird auch auf die Fütterung in den ersten 10 Lebensmonaten der Kälber gelegt. In dieser Zeit werden die Tiere zuerst ad libitum mit Vollmilch getränkt und dann mit einer gut ausgewogenen Kälber-TMR gefüttert. Im zweiten Lebensjahr werden die Tiere grundfutterbetont (nicht zu junges Futter) gefüttert.

Albert Pürcher ist eine optimale Grundfutterversorgung wichtig

Gefüttert wird eine Totalmischration.

Gefüttert wird eine Totalmischration

Zucht

Sandra und Albert haben ein klares Bild vor Augen, wie eine Kuh aussehen muss. Die 65 Milchkühe und die Kalbinnen werden hauptsächlich anhand der Vorschläge des Anpaarungsprogrammes GS All-In-One besamt. Bei diesem Anpaarungsprogramm werden je Tier fünf Anpaarungsvorschläge, dem Betriebsziel entsprechend, gemacht. Genfehler werden dabei ebenfalls vermieden. Das Programm stellt damit eine wesentliche Erleichterung in der Zuchtarbeit dar.

Pro Jahr bleiben ca. 15 bis 20 Kälber für die Nachzucht am Betrieb. Die restlichen weiblichen Tiere werden als Zuchtkälber vermarktet.

Als Teilnehmer am Projekt FoKuhs werden alle weiblichen Tiere genotypisiert. So findet man am Betrieb immer wieder Kälber mit einem GZW von über 130. Diese Ergebnisse fließen natürlich auch in die Selektionsentscheidung ein. Aktuell werden die Stiere, GS DELUXE, GS WIN AGAIN, GS WESTCOAST, und GS WUNDAWUZI am Betrieb eingesetzt.

Bei der Auswahl der Zuchtstiere legt man bei der Familie Pürcher besonderen Wert auf hohe Milchzuchtwerte, aber auch die Exterieur- und Eutervererbung ist ihnen sehr wichtig.
Für eine erfolgreiche Milchproduktion braucht die Kuh:
1. schöne Euter
2. gute Fundamente
3. genügend Tiefe, damit Tiere eine hohe Futteraufnahme haben.

Johanna, Lena, Klara, Jakob Pürcher mit einem hochtypisierten Kalb

Johanna, Lena, Klara, Jakob Pürcher mit einem hochtypisierten Kalb

Urlaub am Bauernhof – zweites Standbein

Am Hof der Familie Pürcher stehen eine Ferienwohnung und drei Zimmer für die Vermietung zur Verfügung. Im Sommer steht für die Gäste das Thema Wandern im Vordergrund, im Winter besteht die Möglichkeit zum Schifahren und Langlaufen. „Die wichtigsten Voraussetzungen für diesen Betriebszweig sind, dass man den Gästen ein gutes Service für Schlafen und Frühstück bietet und sehr wichtig ist auch, dass man die Arbeit mit den Gästen gerne macht“, erläutert Sandra.

Eine große Chance in der bäuerlichen Vermietung besteht auch darin, den Gästen die Milchproduktion und Tierhaltung praxisnah zu erklären. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Gäste hauptsächlich wegen der schönen Landschaft kommen, um Urlaub zu machen.
Sandra, die die Gästebetreuung am Betrieb managt, schätzt auch die Wertschätzung durch die Gäste.

Arbeitskreis Milch

Der Betrieb Pürcher Albert vlg. Diglanger ist seit ca. 20 Jahren Mitglied beim Arbeitskreis für Milchproduktion. Man schätzt dabei besonders die Jahresberichte mit den detaillierten Kennzahlen. Auch der Erfahrungsaustausch mit anderen Betrieben ist ein wesentlicher Vorteil in den Arbeitskreisen. Die jährliche Ergebnispräsentation gibt die Möglichkeit, sich mit anderen Betrieben zu vergleichen und den eigenen Betrieb weiter zu entwickeln. Der Betrieb Pürcher hat die Kosten und die Produktion sehr gut im Griff und liegt bei den Betriebsergebnissen immer im Spitzenfeld.

Zukunftsperspektiven

Am Betrieb Pürcher steht die gelieferte bzw. verkaufte Milch an erster Stelle. Die Produktion und die Zuchtziele werden laufend an dieses Ziel angepasst. Eine Erweiterung des Betriebes steht momentan nicht zur Diskussion. Auch die bäuerliche Vermietung bleibt in Zukunft ein wichtiger Teil des Einkommens.
Am Betrieb vlg. Diglanger wird man auch weiterhin versuchen, möglichst viel Milch in hoher Qualität zu produzieren und zu verkaufen.

Betriebsdaten

Pürcher Albert, vlg. Diglanger, Rödschitz 3, 8983 Bad Mitterndorf

Lage: Bad Mitterndorf, westliche Obersteiermark

Seehöhe: 820 m

Familie:
Albert und Sandra, Kinder Johanna, Lena, Klara, Jakob

Betriebsgröße:
Insgesamt 52 ha (davon die Hälfte Pachtfläche), davon 38 ha vierschnittig, 5 ha dreischnittig, 9 ha Hutweide; zusätzlich besteht ein Holzbezugsrecht und ein Weiderecht bei den Österreichischen Bundesforsten.

Betriebsschwerpunkte:
Milchwirtschaft und Fremdenverkehr

Tierbestand:
65 Kühe, durchschnittlich 45 Jungrinder

Stall: Seit 1998 Laufstall mit Außenliegeplätzen

Melktechnik:
2 x 8er Fischgrätenmelkstand seit 2021

Milchleistungsentwicklung:
Herdendurchschnitt Betrieb Pürcher

Autor: Ing. Fritz Baumann, Zuchtberater Rinderzucht Steiermark