Jahresabschlüsse interpretieren und daraus betriebseigene Stellschrauben erkennen

Die Auswertung der einzelnen Tagesberichte ist ein wertvolles Instrument, um Rückschlüsse über die Versorgung der Tiere zu erhalten. Dennoch spiegeln die erfassten Daten einen sehr kurzen Zeithorizont wider. Der Jahresabschluss bietet die Möglichkeit, einen sehr präzisen Überblick über den Zustand sowie die Entwicklung der Herde zu erhalten.

Dies bietet die Möglichkeit, individuelle Maßnahmen zu setzen, um „Schwachpunkte“ zu verbessern, um somit den betriebseigenen Erfolg zu steigern.

Hohe Kuhgesundheit beziehungsweise viel Kuhkomfort ist notwendig, um sehr flache Laktationskurven zu erfüttern (Foto: DeLaval)

Mit System vorgehen

Beim Jahresabschluss wird man auf den ersten Blick mit Zahlen überflutet. Daher empfiehlt es sich, in Ruhe die einzelnen Kategorien durchzugehen und die verbesserungsfähigen Punkte separat auf einem Blatt Papier zu vermerken. Eine sehr gute Übersicht bietet die Tabelle „Betriebsvergleich-Prüfjahr2023“, welche am Ende des Jahresberichts anzutreffen ist. Folgend werden die wichtigsten Parameter aufgegriffen.
Stoffwechsel

Die Stoffwechselgesundheit mag auf den ersten Blick nicht von allzu großer Bedeutung erscheinen. Schließlich sind die Abgangsursachen von Fruchtbarkeit, Eutergesundheit und Klauengesundheit um ein Vielfaches höher. Jedoch wird dabei vergessen, dass in sehr vielen Fällen ein beeinträchtigter Stoffwechsel die Ursache für Fruchtbarkeits- und Klauenerkrankungen ist. Der FEQ (Fett-Eiweiß-Quotient) dient als Maßstab, um mögliche Ketosen und Azidosen herauszufiltern. Die detaillierte Interpretation von Ketosen und Azidosen würde hier den Rahmen sprengen, jedoch möchte ich anmerken, dass speziell der Anteil an subklinischen Ketosen oftmals höher ist als gedacht. Daher sollten unbedingt in regelmäßigen Abständen Blut-Ketose-Tests bei den Frischmelkern gemacht werden. Des Öfteren werden erhöhte Ketose-Werte trotz eines unauffälligen FEQ erfasst. Dies hat einen sehr negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Neben der Energieversorgung sollte in weiterer Folge auch der Kalziumstoffwechsel genauer unter die Lupe genommen werden. Dazu muss ebenfalls das Blut der Tiere auf die Kalzium-Konzentration überprüft werden.

Fruchtbarkeit

Die Fruchtbarkeit ist ohne Zweifel speziell bei der Rasse Fleckvieh ein bedeutender Gewinnhebel. Eine suboptimale Fruchtbarkeit erhöht den Anteil an Altmelkern und wirkt sich somit negativ auf die Herdenleistung aus. Die einzelnen Parameter in der Kategorie Fruchtbarkeit geben einen detaillierten Überblick über die Herde.
Der Besamungsindex beschreibt die durchschnittliche Anzahl an Besamungen pro Tier, welche für eine erfolgreiche Trächtigkeit benötigt werden. Dieser Wert sollte unter 1,5 liegen.
Die Non-Return-Rate beschreibt den Anteil an Tieren, welche nicht mehr nachbesamt wurden. Nachdem auch Tiere in dieser Kategorie erfasst werden, welche bewusst nicht mehr belegt werden, muss dieser Wert mit Vorsicht interpretiert werden.

Die Rastzeit zeigt den Zeitraum zwischen der Abkalbung und der ersten Belegung an. Wie früh beziehungsweise spät die erste Besamung gemacht wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Für einen möglichst guten Besamungserfolg hat es sich bewährt, die erste Besamung entweder relativ früh (zweite Brunst) oder bewusst etwas später (Ende des ersten Laktationsdrittels – circa 90 Tage) durchzuführen. Die meisten Tiere haben zwischen dem 55. und 70. Laktationstag den Leistungspeak. In diesem Zeitraum wird der Energiestoffwechsel stark beansprucht, daher sind die Aussichten auf eine erfolgreiche Besamung deutlich geringer.

(Auszug aus dem Artikel „Jahresabschlüsse interpretieren und daraus betriebseigene Stellschrauben erkennen“ von Ing. Jonas Schiffer, unabhängiger Fütterungsberater; Tel. 0664 34 13 068 | www.isuba.at; Fleckvieh Austria Magazin 1/24)