Verborgen, aber hartnäckig – die Paratuberkulose beim Rind

Die Paratuberkulose ist eine unheilbare Durchfallerkrankung, die in betroffenen Rinderherden zu großen wirtschaftlichen Verlusten führen kann. Da die Erkrankung lange ohne äußere Anzeichen verläuft und schwer zu diagnostizieren ist, lässt sie sich auch nur schwer bekämpfen.

Die Paratuberkulose (Para-Tbc) ist eine chronische Durchfallerkrankung der Wiederkäuer, vorrangig der Rinder, Schafe und Ziegen. Auslöser der Erkrankung ist ein Bakterium, das Mycobacterium avium subsp. paratuberculosis, meist als MAP abgekürzt. MAP ist sehr widerstandsfähig und kann in feuchter, schattiger Umgebung bis über ein Jahr infektiös bleiben. Die Para-Tbc ist durch einen langen, chronischen Verlauf gekennzeichnet, in dem erst relativ spät sichtbare Symptome auftreten.

Erhebung des MAP-Herdenstatus mittels Sockentupfern

Erhebung des MAP-Herdenstatus mittels Sockentupfern

Die Erkrankung tritt weltweit auf, wobei das Vorkommen von Land zu Land stark schwankt. So gilt Schweden als annähernd MAP-frei, wohingegen in den meisten Ländern mit einer bedeutenden Milchwirtschaft 50 Prozent und mehr der Milchviehbetriebe als betroffen gelten. Landesweite Querschnittsuntersuchungen zeigten in Österreich ein vergleichsweise geringes Para-Tbc-Vorkommen mit etwa 10 bis 20 Prozent betroffenen Rinderherden. Neben Abmagerung und Tod als Folgen einer MAP-Infektion zeigen infizierte Rinder häufig eine verminderte Milchleistung, Fruchtbarkeitsstörungen und eine erhöhte Anfälligkeit für andere Erkrankungen.

Krankheitsverlauf und Übertragung

Das für die Para-Tbc verantwortliche Bakterium wird von infizierten Tieren in großer Menge mit dem Kot, aber auch der Milch ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt daher vorrangig über Kolostrum und Milch sowie über die Aufnahme von mit erregerhaltigem Kot verunreinigtem Futter. Jungtiere sind in den ersten Lebenstagen und Wochen dabei besonders empfänglich, so dass die Infektion meist schon bei oder unmittelbar nach der Geburt stattfindet. Erwachsene Rinder sind gegenüber der Infektion wesentlich weniger empfänglich, können sich bei ausreichend hoher Dosis jedoch auch mit Para-Tbc infizieren.

Die Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der sichtbaren Erkrankung kann von unter einem Jahr bis zu über 10 Jahre schwanken und beträgt im Mittel etwa 5 Jahre. Dabei ist die durch die typischen Symptome gekennzeichnete Erkrankung lediglich die Endphase einer lang dauernden, chronischen Infektion. Stressfaktoren wie beispielsweise eine Abkalbung wirken dabei häufig als Auslöser für das Fortschreiten der Infektion. Da sich die Para-tbc langsam und zunächst unbemerkt ausbreitet, kann es lange dauern, bis eine Herde als infiziert erkannt wird.

Befallene Jungrinder zeigen zunächst keine Auffälligkeiten (stille Infektion), können den Krankheitserreger jedoch bereits in der Umgebung streuen. Auch erwachsene Rinder zeigen, bis auf eine verminderte Leistung, die meist nicht mit der Para-Tbc in Verbindung gebracht wird, keine typischen Symptome. Das erste sichtbare Anzeichen der Infektion ist gewöhnlich Durchfall, der zunächst von Perioden mit normaler Kotkonsistenz unterbrochen wird und schließlich ohne Unterbrechung auftritt.

Mit dem Durchfall gehen Störungen des Allgemeinbefindens, stumpfes Haarkleid und fortschreitender Verlust der Körperkondition bei erhaltener Fresslust einher (Abb. 2). Bei fortschreitender Erkrankung werden die Tiere schwach und verfallen zusehends. Die Prognose ist schlecht, eine Heilung ist nicht möglich, die Erkrankung endet stets mit dem Tod des Tieres.

(Auszug aus dem Artikel „Verborgen, aber hartnäckig – die Paratuberkulose beim Rind“, Fleckvieh Austria Magazin 4/20, von Priv. Doz. Dr. Johannes Lorenz Khol, Universitätsklinik für Wiederkäuer, Veterinärmedizinische Universität Wien; Dr. Christian Mader, Tiergesundheitsdienst Tirol)