Familie Kölbl, Steiermark

Spitzengenetik abseits der Hauptzuchtgebiete

Der Betrieb der Familie Kölbl liegt in St. Margarethen an der Raab ganz im Süden vom Bezirk Weiz auf rund 380 Meter Seehöhe. In dieser Gunstlage sind nur mehr einige wenige Rinder haltende Betriebe übriggeblieben. Vorrangig sind in diesem Gebiet Ackerbauern, Schweine- und Geflügelhalter beheimatet.

Natürlich ist eine Gunstlage auch für einen Milchviehhalter nur von Vorteil. Dadurch ergeben sich neben der Milchproduktion auch noch andere wichtige Standbeine für den Betrieb. Die Region ist bekannt für ihre besonders fruchtbaren Ackerböden und günstigen Bedingungen für den Maisanbau. So werden die gesamten Stierkälber selbst fertig gemästet. Der gesamte Bedarf an Kraftfutter wird im eigenen Anbau produziert, lediglich das Eiweißkraftfutter wird zugekauft.

Im Jahr 2010 hat Franz junior gemeinsam mit zwei Schweinehaltern eine Trockenanlage für Getreide gebaut, in der nicht nur die eigene Ernte getrocknet, sondern auch Lohntrocknungen angeboten werden. Rund zwei Drittel vom eigenen Körnermais werden verkauft. Ein weiteres Standbein ist die Vermarktung von Kürbiskernöl, wobei jedes Jahr auf rund drei Hektar Kürbis angebaut wird.

Begeisterte Züchter

Da bereits die Eltern Franz sen. und Helene begeisterte Fleckviehzüchter sind und waren, verwundert es nicht, dass Franz jun. Züchter aus Leidenschaft ist. Besonderer Wert wird in der Zucht auf eine funktionelle Kuh mit entsprechendem Rahmen und gutem Fundament gelegt. Auch auf den Doppelnutzungswert wird aufgrund der Stiermast sehr geachtet. Die Stierauswahl erfolgt mittels dem AIO-Anpaarungsplaner.

Genotypisiert werden sehr gezielt Tiere mit hohen Vorschätzungen bzw. Kälber, die aus Embryotransfer (ET) stammen. Dass Franz jun. dies sehr erfolgreich praktiziert, zeigen die Erfolge: Bereits einige Stiere haben den Sprung in eine Besamungsstation geschafft und es kommen immer wieder hochtypisierte weibliche Tiere auf. In den letzten Jahren wurden rund drei ET-Spülungen pro Jahr durchgeführt. Zurzeit sind die interessantesten Jungrinder am Betrieb eine reinerbig hornlose MERCEDES Pp*-Tochter mit GZW 132 und sehr gutem Exterieur aus der GS MYSTERIUM-Vollschwester sowie eine mischerbig hornlose ZEIGER-Tochter mit GZW 141 aus einer MANOLO-Tochter.

Die L-Kuhlinie

Stark zugenommen hat am Betrieb Kölbl die L-Linie. Einerseits typisiert diese Linie sehr gut und zum anderen überzeugen diese Kühe als problemlose Tiere mit funktionellen Eutern und Spitzen-Fundamenten. So entstammen auch restlos alle gezüchteten Besamungsstiere der letzten Jahre dieser Linie. Neben den nachkommengeprüften DAX- Söhnen GS DENKMAL, DREAM und DARWIN aus EVEREST-Tochter LENA sind auch die Jungvererber GS MYSTERIUM Pp* und GS DOC aus der WATT-Tochter LAURA. Besonders GS MYSTERIUM Pp* wurde als Hornlos-Alternative mit ausgeglichenem Vererbungsbild und sehr gutem Exterieur extrem oft eingesetzt.

WATT-Tochter LAURA hat dem Züchter bereits viel Freude bereitet: Nach einigen erfolgreichen Spülungen hat man neben zwei Besamungsstieren bereits sieben Töchter in Milch mit größter Zufriedenheit am Betrieb. Sie selbst steht momentan bei vier Abkalbungen topfit mit durchschnittlich 10.000 kg Milch und sehr guten Inhaltsstoffen am Betrieb. Auch auf zwei Ausstellungen konnte sie mit ihrem exzellenten Exterieur punkten.

Stall und Fütterung

Die Milchkühe produzieren im 2003 erbauten Tiefliegeboxenlaufstall mit Schrapperentmistung. 2018 folgte ein Special-Needs-Bereich als Zubau, in dem neben einigen Kälbern und Jungkalbinnen vor allem die Trockensteher, Abkalbe- und Krankenbox ihren Platz gefunden haben. In diesem Bereich werden die Tiere rein auf Tiefstreu gehalten.
Im alten Stall befinden sich die Jungkalbinnen und Stierkälber ab einem halben Jahr, bis sie belegfähig sind bzw. bis zur Endmast auf Tretmist. Belegt werden die Kalbinnen abhängig von der Entwicklung und dem Bedarf an ET-Trägertieren zwischen 15 und 18 Monaten.

Gefüttert wird an die Milchkühe eine aufgewertete Mischration, wobei sich die Komponenten Mais und Grassilage in etwa halbe-halbe teilen. Ein großer Wert wird auch auf die Fütterung von Heu gelegt, das allerdings nicht eingemischt, sondern rein verfüttert wird. Die Ballensilage wird an die Trockensteher und an die Aufzuchttiere verfüttert.

Gemolken wird seit März 2022 mit einem AMS der Firma GEA. Man erwartet sich dadurch eine Erleichterung im Arbeitsalltag.

2021 ist der engagierte Züchter auch dem Arbeitskreis Milch beigetreten und kann bereits auf erste Erfolge durch diese in Anspruch genommene Beratung verweisen.

Die Rinderzucht Steiermark wünscht Betriebsführer Franz Kölbl alles Gute in Haus und Hof sowie unter dem Motto „leidenschaftlicher Züchter sucht Frau – Spitzengenetik vorhanden“, dass sich bald die richtige Partnerin findet.

Familie Kölbl, St. Margarethen an der Raab, Steiermark

Familie Streit: Franz junior und seine Eltern Franz sen. und Helene

Hof Kölbl in St. Margarethen an der Raab, Steiermark

Der Betrieb Kölbl liegt auf 380 m Seehöhe und bewirtschaftet 51 ha Nutzfläche und 4 ha Wald

MYSTERIUM-Mutter LAURA eine WATT-Tochter, 1. Lakt.

WATT-Tochter LAURA; 4/3 10.090-4,32-3,67-806; Mutter von GS DOC und GS MYSTERIUM Pp*, abgebildet in der 1. Lakt.

GS MYSTERIUM Pp* (Manolo Pp* x Laura); GZW 126, MW 114, Fundament: 123 (ZWS April 2022)

GS DOC (Dream x Laura); GZW 132, MW 124, Fundament: 117 (ZWS April 2022)

Dream

DREAM (Dax x Lena); nachkommengeprüft; GZW 125, MW 121 (ZWS April 2022)

Betriebsdaten

Franz Kölbl, Zöbing 9, 8321 St. Margarethen an der Raab

Seehöhe: 380 m

Jahresniederschlag: rund 550 mm

Arbeitskräfte:
Betriebsführer Franz jun. und Eltern Franz sen. und Helene

Betriebsgröße:
51 ha Nutzfläche, davon 25 ha Pacht, 4 ha Wald

Flächennutzung: >
22 ha Mais (9 ha Silomais, Rest Körnermais), 5 ha Getreide (Gerste/ Weizen), 3 ha Ölkürbis, 15 ha Dauergrünland, 6 ha Feldfutter

 

Tierbestand:
45 Milchkühe, 30 Stück weibliche Aufzuchttiere über ½ Jahr, 20 Maststiere, 26 Kälber bis ½ Jahr

Siloraum:
3 Fahrsilos in Summe 1300 m³, ca. 200 Siloballen, Heu lose und Heuballen

Melksystem:
Automatisches Melksystem der Firma GEA seit März 2022

Mechanisierung:
Vergeben werden das Ballenpressen und -wickeln, Maishäckseln und Dreschen; Rest Eigenmechanisierung

Autor: Georg Stückler, Rinderzucht Steiermark
Fotos: privat, Soldi, HaKa