Diagnosesicherheit bei der Feststellung von Kälberflechte auf zwei steirischen Kälbermärkten

Hautpilz – weit verbreitet, bald erkannt

Kälberflechte, auch Glatzflechte, Teigmaul, Maulgrind, oder im Volksmund „Räder“ genannt, ist eine Hautpilzinfektion der Rinder, hauptsächlich sind Kälber und Jungrinder betroffen. Sie tritt meist enzootisch, also begrenzt, im Bestand auf und wird fast ausnahmslos vom Hautpilz Trichophyton verrucosum verursacht, weshalb sie auch als Trichophytie bezeichnet wird.

In verschiedenen Untersuchungen wurde gezeigt, dass in circa 15 Prozent der Betriebe Trichophytie auftritt, was regional und saisonal jedoch deutlich schwanken kann. Die Bedeutung der Trichophytie liegt neben wirtschaftlichen Verlusten durch geringere Mast- und Milchleistungen, Lederschädigung und geringeren Verkaufswert von erkrankten Tieren wesentlich in der Übertragbarkeit auf den Menschen (Zoonose). Besonders gefährdet sind generell Personen, die mit Rindern in Berührung kommen, also Personen in der Landwirtschaft und die Tierärzteschaft. Eine Infektion in diesen Berufsgruppen mit Trichophyton verrucosum zählt zu den Berufskrankheiten.

Infektion

Trichophyton verrucosum bildet sehr widerstandsfähige Sporen, welche Monate bis Jahre infektiös bleiben können. Die Infektion mit Trichophyton verrucosum erfolgt meist durch direkten Kontakt von Tier zu Tier, eine Übertragung ist aber auch über Vektoren wie kontaminierte (verunreinigte) Stalleinrichtung, Stallgeräte, Fliegen, Läuse und Haarlinge möglich. Bereits bestehende Hautläsionen begünstigen die Erregerübertragung. Bei Infektionen keimen die Sporen auf der Haut aus und der Hautpilz wächst in die Haarwurzeln ein. Die Haare brechen ab und durch die Entzündung kommt es zur Krustenbildung, welche das typische klinische Bild darstellt (Abb. 1). Von der Infektion bis zur Ausbildung erster klinischer Anzeichen können bis zu 30 Tage vergehen. Rinder erkranken hauptsächlich an Kopf (60 %) und Hals (30 %), andere Körperteile bleiben meist verschont. Die Krankheit kann sich auf einen oder mehrere lokale Herde beschränken oder auch größere Hautareale betreffen. Bei Kälbern kommen die dicken, grauen Borken häufig rund ums Maul vor (Teigmaul, Maulgrind). Juckreiz wird bei einer Infektion mit Trichophyton verrrucosum beim Rind eher selten beobachtet. Eine Infektion mit Trichophyton verrucosum aktiviert das Immunsystem und führt zu einer langandauernden Immunität.
Neben den Erkrankungen mit dem typischen klinischen Bild kommt es allerdings auch zu Verläufen mit weniger typischen Hautveränderungen und zu Infektionen ohne klinische Symptome. Diese Tiere sind schwierig zu erkennen, sie tragen dennoch den Erreger und können Trichophytie in der Herde verbreiten.

Abb. 1: Beim charakteristischen klinischen Bild der Trichophytie kann diese relativ sicher diagnostiziert werden kann (Foto: Kaltenegger)

Abb. 1: Bei weniger typischen Hautveränderungen sind jedoch durchaus andere Ursachen für die Hautveränderung zu berücksichtigen (Foto: Haupt)

Auszug aus dem Artikel „Hautpilz – weit verbreitet, bald erkannt“ von Thomas Wittek, Thiemo Neuhuber, Joachim Spergser, Veterinärmedizinische Universität Wien; Gerd Kaltenegger, Bezirkshauptmannschaft Leoben; Herfried Haupt, Bezirkshauptmannschaft Hartberg – Fürstenfeld; Fleckvieh-Austria-Magazin 2/2022