Was tun, wenn’s im Melkstand richtig kalt wird?

„Die richtigen Winter gibt es ja gar nicht mehr.“ oder „Die paar Tage, wo es wirklich kalt ist, überstehen wir schon.“ Das Thema Kälte im Melkstand wird oft bei der Planung und Errichtung eines Melkstandes vernachlässigt. Dennoch ist jeder Tag, wo man beim Melken eiskalte Zehen bekommt, die Finger vor Kälte steif werden und dann vielleicht eine Erkältung folgt, einer zu viel. Darüber hinaus leiden die Melkqualität und somit auch die Eutergesundheit. Außerdem kann der Frost auch bei der Technik massiven Schaden anrichten.

Wenn die Finger beim Melken eiskalt werden, ist es höchste Zeit die Melkstandheizung zu aktivieren

Wenn die Finger beim Melken eiskalt werden, ist es höchste Zeit die Melkstandheizung zu aktivieren; LK NÖ/ Franz Groissmayer

Der Melkstand ist der wichtigste Arbeitsplatz in einem Milchviehstall. Im Durchschnitt verbringen Milchbäuerinnen und Milchbauern 40 Prozent ihrer Arbeitszeit beim Melken. Und die Arbeitskreisauswertungen zeigen jedes Jahr, dass etwa 80 Prozent der Direktleistungen im Milchviehbetrieb durch den Verkauf der Milch erwirtschaftet werden. Genug Gründe, um sich den Arbeitsbereich Melken optimal und angenehm zu gestalten. Neben einer angemessenen Temperatur muss der Arbeitsplatz Melkstand auch noch hohe Ansprüche in Hinblick auf Arbeitshöhe, eine gute Beleuchtung und Belüftung erfüllen. Nur unter guten Arbeitsbedingungen bleibt man lange konzentriert, motiviert und kann die Arbeit mit Freude verrichten.

Wärmedämmung für heiße und kalte Zeit sinnvoll

Während im Sommer für das Wohlergehen der Kühe und des Melkpersonals Ventilatoren und eine gute Belüftung wichtig sind, braucht es im Winter eine Melkstandheizung. In den kalten Monaten sollten im Melkstand Temperaturen von 10 bis 15 °C gewährleistet sein. Um den Energie- und Zeitaufwand für die Beheizung gering zu halten, ist bereits bei der Errichtung auf ausreichende Wärmedämmung der Außenwände, Boden- und Deckenflächen zu achten. Das gilt sowohl für Ziegelkonstruktionen mit Verputz als auch für die Betonbauweise. So können auch bauphysikalische Schäden, wie Durchfeuchtung und Schimmelbildung, vermieden werden. Es ist aber auch im Winter wichtig, für eine ausreichende Lüftung zu sorgen, um eine hohe Luftfeuchtigkeit zu vermeiden.

Bauliche Möglichkeiten

Die Fußbodengestaltung ersetzt zwar keine Melkstandheizung, kann aber auch einen guten Beitrag zur Gestaltung eines angenehmen Arbeitens ermöglichen. Ein elastischer Belag ist ergonomisch vorteilhaft und dämmt die Kältestrahlung vom Boden. Beispielhaft seien hier Gummiauflagen genannt. Höhenverstellbare Roste ermöglichen nicht nur eine nachträgliche Anpassung an die optimale Arbeitshöhe des Melkpersonals, sondern man steht auch nicht am kalten Beton. Hilfreich ist natürlich auch, wenn man die Ein- und Ausgänge in den Melkstand im Winter verschließen kann. Dann bleibt auch die Abwärme der Tiere besser im Melkstand.

Auszug aus dem Artikel „Was tun, wenn’s im Melkstand richtig kalt wird?“ von DI Romana Schneider, MSc, BEd, LK NÖ; Fleckvieh-Austria-Magazin 5/2021