Was kranke Klauen kosten

Hannah Lichtenwagner von der Rinderzucht Austria interviewte Prof. Dr. Johann Kofler von der Veterinärmedizinischen Universität Wien zum Thema „Was kranke Klauen kosten“. Dr. Kofler klärt auf, welche Kosten sich durch Klauenerkrankungen ergeben und warum es sich lohnt, in Vorbeugemaßnahmen zu investieren.

Dr. Johann Kofler

Prof. Dr. Johann Kofler, Vetmed Universität Wien, Klinische Abteilung für Wiederkäuermedizin, Schwerpunkt: Orthopädie Rind; Foto: TGD / ZAR

Lichtenwagner: Im Rahmen des Forschungsprojektes Efficient Cow wurden die Datensätze von insgesamt 5.392 Kühen aus 167 österreichischen Betrieben ausgewertet. Mehr als die Hälfte (50,2 Prozent) der Tiere lahmten einmal oder auch wiederholt während des Beobachtungszeitraumes einer gesamten Laktation. Wie schätzen Sie dieses Ergebnis ein?
Kofler: 50,2 Prozent lahme Kühe während einer Laktation sind deutlich zu hoch. Es zeigt, dass sowohl die Auswirkungen von Klauenerkrankungen auf den Gesundheitszustand der Kuh als auch die finanziellen Einbußen aufgrund von Klauenerkrankungen unterschätzt werden. Das Ziel sollte sein, deutlich weniger als 10 Prozent lahmer Kühe in der Herde zu haben, und unter diesen sollten keine hochgradig lahmen Kühe (Grad 4, 5) zu finden sein.

Lichtenwagner: Wie kommt es zu diesen hohen Zahlen?
Kofler: Hier muss man präzisieren, dass in der oben genannten Studie durchaus auch Betriebe waren, in denen die Lahmheitshäufigkeit weit unter 10 Prozent lag. Betriebe mit guter Klauengesundheit investieren viel in die Vorbeugemaßnahmen wie fachgerechte Klauenpflege dreimal jährlich, in guten Kuhkomfort und adäquate Fütterung sowie in die Früherkennung von Lahmheiten. Diese für die Klauengesundheit wichtigen Managementmaßnahmen werden in anderen Betrieben oft vernachlässigt, weil die Einsicht in die Sinnhaftigkeit der Vorbeugung, die ja auch etwas kostet, fehlt. Die Kosten, die bei einer Behandlung anfallen, sind jedoch mindestens um den Faktor 10 teurer als z. B. eine vorbeugende Klauenpflege.

Lichtenwagner: Können Sie uns die Auswirkungen einer Klauenerkrankung auf die Kuh genauer erläutern?
Kofler: Viele Klauenerkrankungen wie Geschwüre, Weiße-Linie-Abszesse und andere gehen meist mit erheblichen Schmerzen für die Kuh einher. Eine Kuh mit Schmerzen hat Stress, sie frisst weniger und verliert folglich an Gewicht. Schlussendlich gibt sie weniger Milch und ihre Fruchtbarkeitskennzahlen verschlechtern sich. Dies gilt vor allem dann, wenn Kühe in der Trockensteh- und Güstzeit deutlich lahm sind. Wenn Sohlengeschwüre und Weiße-Linie-Abszesse nicht rechtzeitig und sachgemäß behandelt werden, kommt es rasch zur Infektion des Klauenbeines, der Sehnen und des Gelenkes in der Klaue. Dies erfordert eine aufwändige Behandlung durch den Tierarzt und zudem entsteht auch ein erhöhter Arbeitsaufwand für den Landwirt. Darüber hinaus fallen Kosten für Medikamente an und es kommt zu finanziellen Einbußen durch nicht lieferbare Milch.

Auszug aus dem Artikel „Was kranke Klauen kosten“ von Prof. Dr. Johann Kofler, Veterinärmedizinische Universität Wien; Fleckvieh-Austria-Magazin 5/2021