Hornloszucht weiter auf dem Vormarsch

Die Zucht auf natürlich (genetisch) hornlose Tiere hat in den letzten 10 Jahren einen enormen Aufschwung erlebt. Dieser Beitrag soll ein Update zum Stand der Hornloszucht geben.

In Abbildung 1 ist die Entwicklung des Besamungsanteils mit natürlich hornlosen Stieren zu sehen. Der Anteil ist in den letzten 10 Jahren sehr deutlich gestiegen und liegt aktuell bereits bei ca. 27 Prozent in Summe aller misch- und reinerbig hornlosen Stiere. Die Bandbreite reicht hier von 15 bis über 40 Prozent je nach Zuchtverband. Der Anteil der reinerbig hornlosen Stiere (PP) liegt inzwischen bei knapp über 7 Prozent aller Besamungen oder etwa einem Viertel aller Hornlos-Besamungen. Nur 13 Prozent aller Hornlosbesamungen werden mit einem nachkommengeprüften Stier gemacht, bei den Reinerbigen sind es sogar nur 3 Prozent.

HORNLOS PP, Foto stephanhauser.com

Abbildung 1: Entwicklung der Besamungen mit mischerbig (Pp inkl. P*S) und reinerbig (PP) hornlosen Stieren

Abb. 1 Entwicklung der Besamungen mit mischerbig, Pp inkl. PS, und reinerbig, PP, hornlosen Stieren

Niveau der Reinerbigen mit Aufholbedarf

In Abbildung 2 sind die durchschnittlichen Zuchtwerte der Besamungen im Kontrolljahr 2021 unterschieden nach behornten, misch- und reinerbig hornlosen Stieren dargestellt. Daraus ist ersichtlich, dass durch strenge Selektion auf Basis genomischer Zuchtwerte das Niveau der mischerbig hornlosen Stiere im Vergleich zu früheren Auswertungen deutlich gestiegen ist. Im Gesamtzuchtwert GZW sind im letzten Jahr die Pp*-Stiere sogar leicht über den behornten Kollegen gelegen. Da spielt sicherlich auch der sehr stark eingesetzte HAMLET Pp* eine Rolle und ist nicht repräsentativ für das Niveau der Kandidaten.
Bei den reinerbigen Stieren sieht man allerdings schon noch einen deutlichen Aufholbedarf. Die durchschnittlichen GZW und Milchwerte MW liegen immerhin um ca. 8 Punkte unter den mischerbigen Vertretern. Sehr deutlich sind die Nachteile in der Melkbarkeit (DMG) und besonders in der Euterqualität, wo der Abstand zu den behornten Besamungsstieren immerhin bei 13 ZW-Punkten liegt. Leichte Vorzüge gibt es jedoch beim Fleischwert FW und in der Bemuskelung, was hinsichtlich Stärkung der Doppelnutzungseigenschaften erfreulich ist.

Abbildung 2: Durchschnittliches Zuchtwertniveau der Besamungen im Kontrolljahr 2021 für behornte, mischerbig (Pp inkl. P*S) und reinerbig (PP) hornlose Stiere

Abb. 2 Durchschnittliches Zuchtwertniveau der Besamungen im Kontrolljahr 2021 für behornte, mischerbig, Pp inkl. PS, und reinerbig ,PP, hornlose Stiere

In Tabelle 1 sind die im Kontrolljahr 2021 am stärksten eingesetzten Hornlos-Stiere zu finden. Mit deutlichem Abstand an der Spitze liegt HAMLET Pp*, der auch hinsichtlich des genetischen Niveaus im Spitzenbereich aller Stiere liegt. Unter den Top 10 sind mit MAROKKO, GS HORNLOS und VICTIM auch drei reinerbig hornlose Stiere vertreten

Tabelle 1: Am häufigsten eingesetzte Hornlos-Stiere im Kontrolljahr 2021 (Zuchtwerte Stand Dez. 21)

Tab. 1 Am häufigsten eingesetzte Hornlos-Stiere im Kontrolljahr 2021, Zuchtwerte Stand Dez. 21

Fazit

Durch die intensiven züchterischen Anstrengungen sind beim Fleckvieh mittlerweile mehrere genetisch voll konkurrenzfähige mischerbig hornlose Stiere verfügbar, bei den reinerbigen Stieren gibt es allerdings noch Aufholbedarf. Hier muss weiterhin konsequent und streng selektiert werden, um nicht zu viel Zuchtfortschritt in wichtigen Merkmalen zu verlieren.

Autor: Dr. Christian Fürst, ZuchtData

Zur Information: Fleckvieh Austria veröffentlicht nach jeder Hauptzuchtwertschätzung (April, August, Dezember) eine Übersichtsliste der natürlich hornlosen Stiere, die in den Toplisten der genomischen Jungvererber und der nachkommengeprüften Stiere angeführt sind. Diese Liste finden Sie auf www.fleckvieh.at/Zuchtwertschätzung/Toplisten und in unserem Magazin in den Ausgaben April, August und Dezember.